Kontrolle ins Nichts

Nach der Kontrolle von hunderten Moscheebesuchern in Bochum fand die Polizei keine Hinweise auf Terroristen

BOCHUM taz ■ Die Bilanz des Großeinsatzes gegen Terror ist mager: Ein Springmesser fand die Bochumer Polizei bei der Kontrolle von knapp fünfhundert Muslimen am Freitagabend. Und eine Person, die sich angeblich illegal in Deutschland aufhielt, aber dies entpuppte sich als ein Fehler in der Registrierung. Konkrete Hinweise auf Terroristen fand die Polizei hingegen nicht.

Mehrere hundert BeamtInnen haben am Freitag in einem geheim gehaltenen Großeinsatz die Besucher von zwei Moscheen überprüft. In Nordrhein-Westfalen ist die Aktion bisher einmalig, bundesweit hat sie erst einmal in einer Moschee in Baden-Württemberg stattgefunden. In Bochum habe es „Hinweise“ auf gewaltbereite extremistische Islamisten gegeben. Zum Beispiel soll einer der Attentäter des 11. Septembers in einer der Gotteshäuser gebetet haben. Es habe aber noch viele weitere Indizien gegeben, sagt Polizeisprecher Michael Bloch. Überhaupt stehe Bochum im Visier der Ermittler: Seitdem bei der Fahndung nach einem Serienvergewaltiger in der Nähe der Ruhr-Universität aufgefallen sei, dass ungewöhnlich viele Bewohner des Stadtteils nicht oder falsch gemeldet sind, werden hier Verstecke für Kriminelle vermutet. „Hier sind ideale Unterschlupfmöglichkeiten, wir mussten tätig werden“, sagt Sprecher Bloch.

Zwar gebe ist bisher keine konkreten Ergebnisse, sagt Bloch. Für die Polizei sei der Einsatz aber trotzdem ein voller Erfolg: „Alle überprüften Personen waren absolut friedlich und ruhig.“ Man habe so stringent wie möglich gehandelt und allen Menschen Getränke angeboten. „Sie konnten auch beten, wenn sie noch wollten“, sagt Bloch.

Die Muslime kritisieren die Polizeiaktion. Durch sie werde keine terroristische Handlung verhindert, aber Muslime schikaniert. „Das ist hundertprozentig schlecht für die Nachbarschaft“, sagt Ahmad Aweimer von der Moschee in Uni-Nähe. Das Innenministerium ist optimistischer. „Falls sich herausstellt, dass der Verdacht unbegründet war, wird die Nachbarschaft besser als jemals zuvor“, sagt Sprecher Ludger Harmeier. Die Mehrzahl der Muslime sei friedlich, niemand im Land wolle einen Generalverdacht aussprechen. Man wolle nur endlich Klarheit erreichen.

ANNIKA JOERES