Ruhrgebiet extrem

Die Bochumer Extremsportler Holger Schipper und Lan Demiri laufen innerhalb von zehn Tagen 429 Kilometer durch das Ruhrgebiet

Das Interessante dabei aber ist: Beide Läufer sind echte Amateure und gehen einem Beruf nach

VON HOLGER PAULER

Morgen startet die zehntägige „Tortur de Ruhr“ – ein Laufspektakel der leicht wahnsinnigen Art: Die Bochumer Extremsportler Holger Schipper und Lan Demiri wollen entlang der Route der Industriekultur zehn Marathons in zehn Tagen bestreiten – 420 Kilometer, bei nur einem Tag Ruhepause. „Wir hoffen, dass die Vorbereitung dafür ausreicht“, hofft Schipper, „endgültig können wir das aber erst nach den ersten beiden Tagen einschätzen.“

Start der morgigen ersten Etappe und Ziel der letzten Etappe am 1. Mai ist jeweils die Bochumer Jahrhunderthalle. Dazwischen liegen unter anderem die Etappenpunkte Duisburger Binnenhafen, Weltkulturerbe Zollverein und Zeche Zollern. Zeitweise unterstützt werden die Extremläufer unter anderem von Joey Kelly, dem Bochumer Schauspieler Uwe Fellensiek und Ex-Zehnkämpfer Frank Busemann. Spendenerlöse, die durch einen Jedermann-Marathon am 24. April und ein Spendenkonto zusammen kommen sollen, werden dem Kinderzentrum Ruhrgebiet und der Aktion Lichtblicke zu Gute kommen.

Für die Bochumer Hobbyläufer Schipper und Demiri ist es nicht die erste Aktion dieser Art. Im Herbst 2002 lösten sie ein Versprechen ein, dass sie im Falle eines Bundesligaaufstiegs des VfL Bochum gaben: Sie wollten zu Fuß zum Auswärtsspiel bei Bayern München laufen. 600 Kilometer in zehn Tagen. Der VfL verlor zwar mit 1:4, angesichts der zurückgelegten Strecke sei davon aber nicht mehr allzu viel hängen geblieben, so Schipper. Zum Glück: Ein halbes Jahr später liefen sie in sechs Tagen 240 Kilometer durch die Sahara. „Ich kenne weltweit niemanden, der Ähnliches macht“, sagte Schipper auf der Pressekonferenz. Wird wohl stimmen. Das Interessante dabei aber ist: Beide Läufer sind echte Amateure und gehen einem Beruf nach. Schipper ist Medizinkaufmann, Demiri ist Gastronom. An den Abenden der „Tortur der Ruhr“ wird er hinter der Theke stehen – freiwillig.

Unterstützt wird die Veranstaltung unter anderem vom Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR). Klaus Hinnekamp, Leiter der Sportprojekte im KVR hob die regionale Bedeutung der Veranstaltung hervor: „Fast alle Kommunen des Ruhrgebiets haben ihre Mitarbeit angekündigt. Wir hoffen, dass wir das Ruhrgebiet dadurch in den öffentlichen Fokus bringen können.“ Ein Anliegen, das auch dem Schirmherr der „Tortur de Ruhr“, dem Wattenscheider Unternehmer Klaus Steilmann wichtig ist: „Die Solidarität der Städte und der Bürger des Ruhrgebiets muss im Vordergrund stehen. Wir müssen weg vom Kirchturmdenken.“ Veranstaltungen dieser Art seien dafür prädestiniert, so Steilmann. Leider gebe es zu wenig davon. „Wir müssen aufpassen, dass uns die Bevölkerung nicht abhanden kommt“, befürchtet Steilmann Abwanderung aus dem Revier.

Zuwanderung wird das Ruhrgebiet zumindest am 25. April anlässlich des Ruhrmarathons von Dortmund nach Essen erleben. Über 20.000 Teilnehmer haben sich zur zweiten Auflage der einstmals die Rhein-Ruhr-Olympiabewerbung unterstützenden Veranstaltung angemeldet. Und weil es so schön passt werden auch die Extremläufer ihre fünfte Etappe in den Ruhrmarathon integrieren. Zum Abschluss des Tages wird es einen Empfang im Bochumer Ruhrstadion geben – anlässlich der Bundesligapartie VfL Bochum gegen Werder Bremen. Vielleicht ist diesmal ein angenehmeres Ergebnis drin.