Mit Hängen und Bürgen

FC St. Pauli verlässt sich auf die Rettungsboote Nordbank und Sportbehörde. Stadt kauft das Trainingsgelände Brummerskamp für 700.000 Euro. Knapp 1,6 Millionen Euro sind bereits gesichert

von OKE GÖTTLICH

Wie die taz bereits exklusiv am Wochenende berichtete, scheint die Rettung des FC St. Pauli sich im Wesentlichen auf ein Überbrückungsdarlehen der Nordbank zu stützen. Kommende Benefizveranstaltungen des Vereins werden von der Bank verbürgt. Erlöse aus den Spielen gegen Bayern München, dem HSV sowie Benefizkonzerten und Musicalveranstaltungen sind vom Verein durchkalkuliert worden. Die Hälfte dieser kalkulierten Einnahmen werden verbürgt.

Damit bestehen ausreichend Sicherheiten von Seiten des Vereins, die Summe je nach Erfolg der Veranstaltungen direkt an die Bank zurückzuzahlen, ohne eine jahrelange Tilgung schultern zu müssen. Zusätzlich kauft die Schul- und Sportbehörde das vereinseigene Trainingsgelände am Brummerskamp für 700.000 Euro. Somit gestalteten sich die im Nachhinein geführten Verhandlungen mit der Behörde erfolgreich, sich mit der Hälfte des Gesamtpreises (1,35 Millionen Euro) der Sportanlage zu beteiligen. Beim Bau von Sportanlagen ist dies ein übliches Finanzierungsmodell, was in der Planung von der ehemaligen Geschäftsführung des Vereins versäumt worden war.

„Trotzdem muss man weitertrinken und schmutzige Nummern anrufen“, sagt Präsident Corny Littmann angesichts des zwingend erforderlichen Erfolgs der kommenden Benefizveranstaltungen, um die Existenz des Clubs mittelfristig zu sichern. Bislang konnte sich Littmann nicht über mangelndes Engagement der Fans des Kult-Clubs beklagen. Hunderte ehrenamtliche Unterstützer halfen am Pfingstwochenende bei der Aktion „Saufen für St. Pauli“, bei der in fast 70 Kneipen im Stadtteil 50 Cent Soli-Zuschlag pro Bier fällig wurden. Zudem kamen etwa 400.000 Euro durch den Verkauf der fast schon legendären T-Shirts mit dem Aufdruck „Weltpokalsiegerbesieger-Retter“ zusammen. Allein 9000 Euro davon sammelten die Hamburger Jusos bei einer Verkaufsaktion mit SPD-Landeschef Olaf Scholz auf der Mönckebergstraße. „Binnen vier Stunden“, berichtet Juso-Sprecher Robin Sondermann, „waren alle 600 T-Shirts verkauft. Mehr hatten wir nicht.“

„Die Kuh ist fast vom Eis“, glaubt denn auch Frank Fechner, Geschäftsführer des FC St. Pauli. Sein Hauptanliegen ist es nun, „diese Aufbruchstimmung weiter zu transportieren und zu konservieren“. Medienkoordinator Christof Hawerkamp spricht sogar von einem „neuen FC St. Pauli“. Die Tatsache, dass auch er von den Personalkürzungen des Vereins betroffen ist, verleiht seinem Eindruck „dass ein Wort mit drei Buchstaben und dem Anfangsbuchstaben W – nämlich WIR wieder ernst genommen wird“, besonderes Gewicht.