Hunde des Herrn

Segen für Schlachtgut, Schoßpfiffis und Tauben beim Gottesdienst für Tiere in der St. Johannis-Kirche in Altona

„Vielleicht verstehen sie nicht den Wortlaut, aber sie spüren, was der Segen des Herrn bedeutet“, versicherte Propst Horst Gorski. Zumindest schienen die frisch gekämmten Hunde zu ahnen, an welch friedfertigem Ort sie sich befanden und verharrten denn auch artig neben ihren Herrchen. Zwischendrin war höchstens mal ein Beller zum Lobpreis des Herrn zu vernehmen.

Alles war ein wenig anders gestern Morgen beim Pfingstgottesdienst „Ein Platz für Tiere“ in der evangelisch-lutherischen Kirche St. Johannis in Altona. Statt einer Epistel wurde die Leidensgeschichte eines Schlachthammels geschildert. Geldspenden sollten dem Tierschutzbund zum Schutz von Haflingerfohlen und Milchkühen zugute kommen. Gedacht wurde der Problemgruppen der faunalen Umwelt: Singvögeln, die hinterlistig abgeschossen werden, und Schlachtrindern, die als Teil der göttlichen Schöpfung auch ein Recht auf Unversehrtheit hätten. Selbst den immer wieder geschmähten Stadttauben wurde beim Gottesdienst für Tiere Fürsprache und Trost zuteil.

Fraglich bleibt, ob die elegante Dame in einer der vordersten Bänke weiß, dass ihr Mops, der sich im Gang räkelte, wegen seiner platt gezüchteten Nase über kurz oder lang ersticken wird. Oder ob den Hundehaltern bewusst ist, dass das Dosenfutter für ihre Lieblinge zu 100 Prozent aus dem Schlachtgut besteht, für das sie beteten.

So wurde der Gottesdienst auch eine Huldigung der einzig wahren vegetarischen Lebensweise. CHK