„Ich hatte jede Menge Spaß“

Voriges Jahr gewannen die American Footballer von Berlin Thunder die World Bowl. Diese Saison beendeten sie als Letzter. Quarterback Phil Stambough hofft dennoch auf ein Enagement in Amerika

Interview THOMAS WINKLER

taz: Herr Stambaugh, warum war für Berlin Thunder diese Saison so früh zu Ende?

Phil Stambaugh: Wir waren anfangs zu unbeständig. Wir haben zwar immer wieder gut gespielt, aber wenn man in Rückstand gerät und aufholen muss, fehlt einem dann die Sicherheit. Außerdem hatten wir einige Verletzungen wichtiger Spieler, vor allem in der Defense.

Wie frustrierend war das?

Nicht so frustrierend, wie man vielleicht denken sollte. Man will natürlich gewinnen, aber man kann sich nun mal nicht darauf verlassen. Man muss versuchen, jede Woche besser zu werden, und das haben wir geschafft. Wir haben uns im Laufe der Saison immer weiter verbessert, und als wir den ersten Sieg einfuhren und gleich darauf den zweiten, dachte ich, wir bekämen einen Lauf.

Der dann im Heimspiel gegen Barcelona gestoppt wurde, als Sie es nicht schafften, den Ball aus wenigen Zentimetern in die Endzone zu bringen. War das der bestimmende Moment der ganzen Saison?

Das kann man so sehen. Wir waren ganz nah dran. Wenn wir da den Touchdown machen, gewinnen wir wohl auch das Spiel und haben das Momentum auf unserer Seite.

Hat sich der Ausflug nach Europa für Sie trotzdem gelohnt?

Europa war gut für mich, ich hatte eine großartige Zeit hier.

Was haben Sie gelernt?

Die Möglichkeiten auszunutzen, die einem die Verteidigung des Gegners gibt, sich auf seine Mitspieler zu verlassen und sich dem Fluss des Spiels anzupassen, anstatt mit Biegen und Brechen etwas geschehen lassen zu wollen und so unnötige, fatale Fehler zu machen. Es muss nicht immer der alles entscheidende Spielzug sein, es kommt darauf an, den Ball kontinuierlich übers Feld zu bewegen.

Das ist der sportliche Teil. Was war neu für Sie jenseits des Spielfelds?

Thunder war meine mittlerweile siebte Station als Profi, zuvor habe ich im College gespielt. Da hat man alles gesehen. Vor zwei Jahren habe ich eine ganze Saison für Rhein Fire Düsseldorf gespielt, also habe ich mehr Erfahrung in dieser Liga als die meisten. Und jetzt hoffe ich, mehr Erfahrungen in der NFL zu sammeln. Deshalb war ich hier.

Demnächst beginnen die Trainings-Camps der NFL-Teams. Haben Sie bereits Einladungen erhalten?

Bislang noch nicht. Ich hoffe, was zu hören, wenn ich zurückkomme. Mein Agent arbeitet daran.

Glauben Sie, Ihre Auftritte hier haben Ihre Chancen für einen NFL-Job verbessert?

Ich hoffe es. Ich denke, ich habe hier ganz gut gespielt, meine Statistiken waren in Ordnung. Ich denke, ich werde eine Chance bekommen.

Es könnte Ihre letzte sein. Sie werden bald 25 Jahre alt.

Ja, das stimmt. Jeder kriegt nur eine gewisse Anzahl Chancen. Aber ich glaube, ich habe sie gut genug genutzt, um eine weitere zu bekommen.

Und sollte sich nichts ergeben?

Dann will ich es als Trainer versuchen, noch mal zur Schule gehen.

Hat Ihnen Berlin gefallen?

Ja, ich hatte eine Menge Spaß. Es ist viel mehr los als in Düsseldorf.

Haben Sie sich als eine Art Botschafter für Ihren Sport gefühlt?

Definitiv, denn eine Menge Fans mögen das Spiel vielleicht nicht vollständig verstehen, aber sie sitzen in den Rängen und wollen mehr erfahren über Football. Wir alle sind Botschafter für American Football.

Wenn Sie Ihre Zeit bei Rhein Fire vor zwei Jahren mit dieser Saison vergleichen: Hat das Publikum mittlerweile mehr Ahnung?

In den deutschen Städten gibt es eh das beste Publikum. Aber grundsätzlich wollen die Leute Sport sehen, deshalb kommen sie, ob sie das Spiel verstehen oder nicht. Keine Ahnung, was ihnen daran gefällt, aber in Düsseldorf oder Frankfurt ist das Stadion immer voll.

Wird Football hier womöglich vor allem als Teil der amerikanischen Kultur angenommen?

Bestimmt. Man muss ja nur durch Berlin laufen, mal einkaufen gehen, um zu sehen, dass unsere Kultur eine große Anziehungskraft hat. Und Football ist ein wichtiger Teil dieser Kultur.