Die Champions der Aufholjagd

Die Basketballer von Alba Berlin beißen sich zum siebten Meistertitel in Folge durch

BERLIN taz ■ Das letzte Finalspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft war ein perfektes Spiegelbild der gesamten Saison: Lange Zeit sah es nicht so aus, als würde Alba Berlin gewinnen. Wie schon in den beiden Partien zuvor war der TSK Bamberg die bessere Mannschaft, lag teilweise deutlich in Führung und ging doch in den letzten zwei Minuten erneut unter. Mit 74:70 gewannen die Berliner vor 10.500 tobenden Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle auch das dritte Match der Serie, wurden zum siebten Mal in Folge deutscher Meister und demonstrierten, was sie in dieser Saison ganz besonders auszeichnete: die Fähigkeit, Spiele zu gewinnen, die sie eigentlich nicht hätten gewinnen dürfen; die Fähigkeit, gerade dann aufzutrumpfen, wenn man sie schon abgeschrieben hatte.

Bereits im Pokalfinale gegen Köln war ihnen das gelungen, danach in jeder einzelnen Runde der Playoffs. Während die großen Rivalen aus Köln und Bonn einknickten, biss sich Alba in seinen harten Serien gegen Frankfurt, Braunschweig und Bamberg immer wieder durch. „Niemals aufgeben“, fasst Mithat Demirel das Credo des Teams zusammen. Und selbst Dirk Bauermann, der enttäuschte Coach der Bamberger, war voll des Lobes über die Unbeugsamkeit des Gegners: „Es war ein Erfolg des Charakters und des Willens und nicht allein der spielerischen Überlegenheit oder des Geldes.“

Aber natürlich spielte auch das Geld eine Rolle, denn Alba hat nach wie vor mit etwa fünf Millionen Euro den größten Etat der Bundesliga. Mit Jovo Stanojevic besitzen sie einen Center, der gerade zum besten Spieler der Bundesliga gewählt wurde, und sie konnten es sich auch leisten, angesichts ihrer vielen Ausfälle mit Vladimir Petrovic mitten in der Saison aus Spanien einen Spieler zu holen, der das entscheidende Quäntchen Klasse zum erneuten Titelgewinn beisteuerte.

Die Tiefe des Kaders ermöglichte es Coach Emir Mutapcic auch diesmal, den Leistungsträgern genügend Verschnaufpausen einzuräumen und Foulprobleme auszugleichen, ohne dass es Einbrüche gab. Konkurrenten wie Bonn, Braunschweig oder Bamberg hingegen besaßen zwar einen Kern hervorragender Spieler, doch zu mehr als einer Siebener- oder Achter-Rotation reichte es nicht. Wenn dann noch der wichtigste Mann ausfiel, wie gegen Alba Gordan Firic bei Braunschweig oder Derrick Taylor bei Bamberg, war das kaum zu kompensieren. Symptomatisch, dass am Sonntag zwar Demirel mit seinen wilden Dreiern Katalysator der Berliner Aufholjagd war, den entscheidenden Wurf aber Nachwuchsmann Guido Grünheid versenkte, während die erschöpften Bamberger nur noch Nieten warfen.

Wie schwer es jedoch für Alba war, am Ende einer begeisternden und spannenden Saison erneut als Sieger dazustehen, drückte Marko Pesic aus. Der sprach vielen Fans aus der Seele, als er diesen siebten Titel als „größten Erfolg seit dem Korac-Cup 1995“ feierte. MATTI LIESKE