Putschversuch in Mauretanien gescheitert

Als Hintermann gilt ein entlassener Armeeoberst mit Sympathien für Saddam Hussein und islamistischen Freunden

MADRID taz ■ Nach knapp eineinhalb Tagen heftiger Feuergefechte ist gestern im Laufe des Tages wieder Ruhe in die mauretanische Hauptstadt Nouakchott eingekehrt. „Die Armee hat die Lage zu 99 Prozent im Griff“, berichten europäische Augenzeugen des Putschversuches gegen Präsident Maaouiya Ould Taya vom Wochenende. Bis auf einige Bezirke am Stadtrand sowie die Straßen um den Sitz des Generalstabes der Armee, der von den Rebellen im Laufe der Kämpfe eingenommen worden war, sei die Stadt ruhig. Die Geschäfte öffneten wieder.

Die wenigen großen Gebäude der Stadt, die sonst eher einem Normadencamp gleicht, wurden durch die Kämpfe stark in Mitleidenschaft gezogen. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag hatte sich eine Panzerkolonne den Präsidentenpalast, das staatliche Radio und Fernsehen sowie das Postgebäude zum Ziel genommen. Bei den nachfolgenden Kämpfen zwischen aufständischen und loyalen Truppen fielen Dutzende von Soldaten und Gendarmen. Das örtliche Krankenhaus berichtet von Dutzenden verletzter Zivilisten. „Die Hotels wurden von den Kämpfen verschont. Die Europäer in Nouakchott waren nicht in Gefahr“, berichtet der spanische Botschafter Enrique Ruiz Molero per Telefon. Die Residenz des Diplomaten liegt nur 300 Meter vom Präsidentenpalast entfernt und befand sich damit mitten in der Kampfzone.

Wo sich Präsident Taya aufhält, wusste gestern niemand genau. „Er leitet die Armeeoperationen gegen die Rebellen persönlich“, vermutet Botschafter Ruiz Molero. Der Staatschef habe sich dazu vermutlich ins Hauptquartier der Eliteeinheiten der Nationalgarden zurückgezogen.

Die Putschisten veröffentlichten keinerlei Kommuniqué. Vermutlich werden sie von Salah Ould Hnana angeführt. Der ehemalige Oberst der Infanterie wurde im vergangenen Jahr wegen seiner oppositionellen Haltung aus der Armee entlassen. Ould Hnana scharte seither Islamisten und vor allem arabische Nationalisten um sich. Ständige Menschenrechtsverletzungen gegenüber beiden Lagern haben Präsident Taya in Mauretanien sehr unbeliebt gemacht. Hnana bekannte sich mehrmals zu der panarabischen Baath-Ideologie.

Staatspräsident Taya, dem der Putsch galt, kam 1984 selbst durch einen Staatsstreich an die Macht. Für den heute 62-Jährigen, damals Generalstabschef, war es bereits der zweite interne Waffengang. Er hatte 1978 geholfen, den ersten Präsidenten des seit 1960 unabhängigen Mauretanien, Mokhtar Ould Daddah, zu stürzen. 1992 und 1997 ließ sich Ould Taya per Wahlen bestätigen. Der nächste Urnengang ist für den 7. November vorgesehen.

REINER WANDLER