Positive voice of the island

Buju Banton ist Jamaikas Superstar der neunziger Jahre. Vom wilden, homophoben Dancehall-Shouter ist er zur peacigen Rastafari-Stimme der Szene mutiert

„Sometimes you haffi get music with a message“, singt Buju Banton und fordert sein Publikum auf, die Texte zu beachten. Seine Message soll ankommen, das ist dem demnächst 30-Jährigen wichtig. Grenzen will er überschreiten und verbinden, statt zu trennen, sagt er im Interview.

Das war nicht immer so. Zu Beginn der neunziger Jahre war Buju Banton einflussreicher Protagonist des gangsta-ridden Genres, vielleicht sogar dessen Hohepriester: Prägnante Refrains, provokante Texte und ein aggressiver Habitus machten ihn zu Jamaikas erfolgreichstem Musiker. Sämtliche Verkaufsrekorde pulverisierte gleich sein Debütalbum: Mr. Mention stellte die Kultplatten von Bob Marley in den Schatten und international gelang dem damals gerade 21-Jährigen der Durchbruch.

Im Juli 1973 wurde Mark Anthony Myrie alias Buju Banton als jüngstes von 15 Kindern einer Straßenverkäuferin in Kingston geboren. Mit zwölf Jahren suchte er Anschluss an die DJ-Szene und wenig später erhielt er die Chance, ein Stück zu singen. Ab da gab es kein Zurück mehr, erinnert sich der Mann, dessen internationale Karriere beinahe so schnell vorbei gewesen wäre, wie sie begann. Grund ist „Boom Bye Bye“, in dessen Text dazu aufgefordert wurde, Schwulen in den Kopf zu schiessen. Die zahlreichen internationalen Proteste auf das 1988 geschriebene, 1992 neu eingespielte Stück nötigten sein Label Mercury zu Presseerklärungen. Darin wand sich Buju Banton und suchte sich mit religiösem Bewusstsein zu rechtfertigen.

Zu denken hat ihm die damalige Protestwelle aber scheinbar schon gegeben, denn mit der 1994 erschienenen Single „Murderer“ wendet er sich vom gangsta-ridden Sound ab – und den positiven Lyrics zu. Aus dem jungen röhrenden Dancehall-Sänger mit den provokanten Punchlines ist ein Mahner in der Szene seines Heimatlandes geworden. Spiritueller sind Buju Bantons Texte geworden, Anzüglichkeiten hat er aus seinem Repertoire verbannt.

Heute singt Buju Banton über Relationsship, die afrikanischen Wurzeln und Love. Gleichwohl sind seine in Jamaika veröffentlichten Scheiben rauher und textlich derber als jene in Europa. Das eigene Studio, die Plattenfirma und Vinylpresse des Rastafari machen es möglich.

KNUT HENKEL

heute, 21 Uhr, Fabrik