May verlässt Partei

Grüne Ex-Ratsfrau und notorische Kritikerin der Kölner Verhältnisse wechselt zum neuen „Bürger Bündnis“

KÖLN taz ■ Die ehemalige grüne Kölner Ratsfrau Petra May verlässt die Partei. „Ich kann die Politik der Kölner Grünen im Kommunalwahlkampf nicht mehr guten Gewissens vertreten“, begründete die 41-Jährige ihren Schritt. Besonders in ihrem Wahlbezirk Nippes trügen die Ratsgrünen zu Entwicklungen bei, die der Klientel nur schwer vermittelbar seien. May nannte die Wohnbebauung im Landschaftsschutzgebiet der Rennbahn in Weidenpesch und den Ausbau des Niehler Auto-Gürtels als Beispiele. Sie bleibe bis zur Kommunalwahl Bezirksvertreterin und wolle danach für das neu gegründete „Kölner Bürger Bündnis“ erneut in den Stadtrat einziehen, sagte sie der taz.

May war 17 Jahre Mitglied der Grünen. Die geprüfte Umweltexpertin hatte sich spätestens seit dem Koalitionsschluss der Öko-Partei mit der CDU im Kölner Rat immer weiter von ihren Parteikollegen distanziert. Als vehemente Kritikerin des Baus der Kölner Müllverbrennungsanlage (MVA) machte sich die streitbare Politikerin über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen. Als einziges Aufsichtsratsmitglied der Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft AVG, die den Kölner Müllofen betreibt, forderte May Mitte der 90er Jahre Einsicht in die Verträge zwischen Stadt und AVG. Wie fein ihr Gespür damals war, zeigt sich heute im Kölner Müllprozess.

Die grünen Ratskollegen indes dankten ihrer Kollegin die besondere Hartnäckigkeit nicht: Unter großem politischen Druck musste May 1999 nach fünf Jahren die Fraktion verlassen – angeblich weil sie an einem Wildschweinessen teilgenommen hatte statt ihre politische Arbeit zu verrichten. Danach war May für die Grünen in der Bezirksvertretung Nippes aktiv.

Mit ihrem Parteiaustritt sieht May ihre politische Laufbahn noch lange nicht als beendet an. Die Gesamtschullehrerin möchte nun dem „Kölner Bürger Bündnis“ beitreten, das einige ehemalige SPD-Ratsleute im März ins Leben gerufen haben. Eine der Losungen des Bündnisses ist, dass die Mitglieder – sofern sie in den Rat gewählt werden – ohne Fraktionszwang allein nach ihrem Gewissen entscheiden sollen.

SEBASTIAN SEDLMAYR

Das „Kölner Bürger Bündnis“ informiert heute um 19 Uhr im mittleren Saal der Severinstorburg über Wahlprogramm und KandidatInnen