krise des bistums
: Kein Wort des Bedauerns

Wie überall macht auch in den heiligen Hallen der Kirche der Ton die Musik – und Kardinal Sterzinsky hat dabei voll danebengelangt. Den Sanierungsplan für sein Bistum, das er in den Schlamassel gefahren hat, trug er gestern vor, als handle es sich um die Ankündung des Baus einer neuen katholischen Grundschule: emotionslos. Kein Wort des Bedauerns kam über seine Lippen.

Kommentar von PHILIPP GESSLER

Oder ist sein Mitleid mit seinen Angestellten, von denen viele wegen seiner Schuld oder Unfähigkeit ihre Jobs verlieren, einfach nicht sichtbar? Warum hatte der Kardinal dann nicht den Mumm, wenigstens seinen engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern persönlich wesentliche Einzelheiten des Sanierungsplans vorzustellen – und schickte dafür seinen neuen Generalvikar Wehr vor, der den Kopf hinhalten durfte?

Die Mitra ist schwer zu tragen, da es nicht reicht, ein frommer Mann zu sein und allen wohl zu wollen: Ab und zu muss man in Personalfragen auch Härte zeigen, was nach außen wenig christlich wirkt. Nicht jeder bringt diese Führungsfähigkeit mit, und dass ein Bischof sich mit Zahlenwerk nicht so gut auskennt, ist allenfalls eine lässliche Sünde.

Ein Bischof ist aber verpflichtet, die Augen nicht zu verschließen vor einer Finanzkatastrophe, die sich seit Jahren intern andeutete. Und er muss Verantwortung tragen für seine Mitarbeiter, gerade in einem christlichen Laden.

Kardinal Sterzinsky lehnt es ab, vom Amt des Erzbischofs zurückzutreten, wie man es von einem Manager mit gleicher Macht über sein Personal und ähnlichem Versagen mit gutem Recht verlangen könnte. Der Berliner Oberhirte will vielmehr die Sanierung sicherstellen, erklärt er, da sei ein Führungswechsel derzeit genau das Falsche. Gebe Gott, dass dies tatsächlich sein redliches Motiv für das Verbleiben im Amt ist und er aus Pflichtgefühl handelt. Doch zumindest ein wenig Empathie mit seinen Mitarbeitern zu zeigen wäre ebenso seine Pflicht gewesen.

berichte SEITE 7 und 22