Polizei ermittelt gegen Gerüstfirma

Eine der beim Karneval der Kulturen durch den Gerüsteinsturz schwer Verletzten weiter in Lebensgefahr. Veranstalter des Karnevals: Zusammenarbeit mit der Gerüstfirma zuvor optimal. Polizei: Sanitäter waren sofort an der Unfallstelle

Zwei Tage nach dem Sturm-Unfall beim Karneval der Kulturen kämpften die Ärzte gestern immer noch um das Leben des dritten Opfers. Die 46-jährige Frau war am Sonntagabend in Kreuzberg von den herabstürzenden Teilen eines 5,50 Meter hohen und 11 Meter breiten Tor-Gerüsts getroffen worden. Die beiden anderen schwer Verletzten, eine 23-jährige Frau und ihr 29-jähriger Ehemann, befinden sich inzwischen außer Lebensgefahr.

Unterdessen hat die Kripo mit der Suche nach den Schuldigen begonnen. Ermittelt wird dem Vernehmen nach gegen die Firma, die das Gerüst aufgestellt hatte. Ob fahrlässige Körperverletzung oder Baugefährdung vorliegt, soll ein Gutachten klären, das das beschlagnahmte Gerüst auf technische Mängel überprüft. Mit einem Ergebnis wird nicht vor Donnerstag gerechnet.

„Wir stehen immer noch unter Schock“, zeigte sich die Veranstalterin von der Werkstatt der Kulturen, Anett Szabo, gestern fassungslos. Die Firma, die für den Aufbau der Gerüste zuständig sei, habe einen sehr guten Ruf unter Open-Air-Veranstaltern. Man habe in der Vergangenheit stets zur vollsten Zufriedenheit zusammengearbeitet, so Szabo. Eine Genehmigungspflicht für das Dekorieren der Tore sei nicht erforderlich gewesen. Das am Sonntag gegen 21.05 Uhr am Blücherplatz von einer Sturmbö erfasste Tor war mit Tüchern verkleidet gewesen, auf denen Vögel und Pflanzen abgebildet waren.

Indes scheint nicht alles, was über den Unfallhergang kolportiert wurde, der Wahrheit zu entsprechen. In der „RBB-Abendschau“ kam am Montagabend etwa ein Augenzeuge zu Wort, der Polizei und Rettungsdiensten vorwarf, sich viel zu spät um die Verletzten gekümmert zu haben. Dies wird sowohl von Szabo als auch vom Leiter des zuständigen Polizeiabschnitts, Thomas Dublies, bestritten. Mehrere Sanitäter und ein Notarzt, die in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes gestanden hätten, seien sofort zur Stelle gewesen. Keinen Beleg gibt es auch für die Angaben desselben Zeugen, der behauptet hatte, Polizisten eine halbe Stunde vor dem Unfall auf ein bedrohliches Schwanken des Tores im Winde aufmerksam gemacht zu haben. Zu dem Zeitpunkt, so Dublies, „wehte kaum ein laues Lüftchen“. PLU