WENN ES LICHT WIRD IN MANHATTAN: STRASSENFOTOGRAFIE VON PHILIP LORCA DICORCIA

Den Mann in der Menge abzubilden – nach Edgar Allan Poe der einsamste Mensch der Welt –, das war und ist Anspruch der künstlerischen Straßenfotografie. Philip Lorca diCorcia, von dem dieses Bild stammt, hat dieser ehrwürdigen Tradition einen Aspekt zugefügt: das dramatische, die Gesichter filmisch ausleuchtende Licht. Dieser Straßenfotograf läuft nicht nur mit einer Kamera samt offener Blende durch die Straßen von New York (nicht erst seit Walker Evans die Stadt der Straßenfotografie!). Vielmehr baut er auf den Bürgersteigen Manhattans eine Lichtanlage samt automatischem Auslöser auf – die Passanten laufen vorbei, und schon sind sie aufgenommen, unbeobachtet, aber grell ausgeleuchtet, als sei das Ganze inszeniert. Im Essener Folkwang-Museum kann man die Fotografien Philip Lorca diCorcias noch bis zum 13. Juni sehen. Sein Fotoband „Heads“ ist bei Steidl erschienen (44 Seiten, 50 €). drk