american pie
: New Jersey Devils gewinnen dritten Stanley Cup

Flussratte mit Teufel im Bunde

Wenn man Enten aus ihrem heimischen Teich entführt, verlieren sie leicht die Orientierung. Ein Missgeschick, das auch den Mighty Ducks in der Serie um den Stanley Cup widerfuhr. Im Arrowhead Pond in Anaheim war das kalifornische Eishockeyteam schier unschlagbar, auswärts sah die Sache anders aus. Da es den New Jersey Devils ähnlich ging, wurde die NHL-Meisterschaft in diesem Jahr durch die simple Tatsache entschieden, dass die Devils ein Heimspiel mehr austragen durften. Am Montag siegten sie in Spiel sieben mit 3:0, es war erst das dritte Mal, das alle Finalspiele vom jeweiligen Gastgeber gewonnen wurden.

Anaheims Torhüter Jean-Sébastien Giguere wurde zwar zum besten Akteur der Play-offs gewählt, sein Kontrahent Martin Brodeur hingegen war der dritte Keeper, dem drei Shut-outs im Finale gelangen. Auch die ersten beiden Partien hatte New Jersey mit 3:0 gewonnen – natürlich in eigener Halle. Heimstärke war genau das, was der neue Coach Pat Burns, einst 17 Jahre lang Polizist in Quebec, von Anfang an gefordert hatte. Mit Erfolg: Nur eine von 13 Play-off-Partien – Spiel sechs im Halbfinale gegen die Ottawa Senators – ging in der Continental Arena von East Rutherford verloren.

Eishockeyfans außerhalb von New Jersey sind nicht gerade begeistert vom dritten Stanley-Cup-Gewinn der Devils nach 1995 und 2000. Das Team ist berüchtigt für sein unattraktives, defensives Spiel, wenn es einmal führt, agiert es wie Bayern München. Es tut praktisch nichts mehr in der Offensive, schaut sich an, was der Gegner zuwege bringt, verlässt sich auf seinen starken Torwart und wartet auf Konterchancen. Eine Strategie, die auch am Montag funktionierte. Nachdem der 23-jährige Mike Rupp die Devils zu Beginn des zweiten Drittels in Führung gebracht hatte, ging alles seinen Gang. Die beiden Tore von Jeff Friesen, letzte Saison noch in Anaheim gespielt, waren die logische Folge.

Rupp war mit seinem Tor und zwei Assists der gefeierte Mann in der Arena, ein Überraschungscoup, zu dem sich Coach Burns beglückwünschen kann. Den größten Teil der Saison hatte der bullige Stürmer nämlich im Farmteam bei den Albany River Rats verbracht und war von Burns erst während des Finales für den verletzten John Nieuwendyk ins Team geholt worden. Einen weiteren Pluspunkt bei den Fans sammelte der Coach dadurch, dass er in diesem wichtigen Match noch einmal den 39-jährigen Ken Daneyko mitspielen ließ, der zuvor nicht mehr im Kader gewesen war. Der Publikumsliebling, der seine gesamte 18-jährige Karriere in New Jersey verbracht hat, wurde mit begeisterten „Dan-O, Dan-O“-Sprechchören begrüßt. „Ich war völlig geplättet“, sagte der Verteidiger nach seinem wohl letzten Spiel, „ich wollte es auf keinen Fall vermasseln.“

Diese Gefahr bestand kaum in einem zügigen Match, das nur drei Strafzeiten aufzuweisen hatte. Zu harmlos präsentierten sich die Ducks außerhalb ihres Ponds – ganz anders als am Abend zuvor an gleicher Stelle die Basketballer von den San Antonio Spurs, die im NBA-Finale gegen die New Jersey Nets mit 2:1 in Führung gegangen waren. Doch auch wenn es die Nets nicht schaffen sollten, dem Beispiel der Eishockey-Kollegen zu folgen, ist New Jersey derzeit die heißeste Stadt des US-Sports.

Den New Yorkern auf der anderen Seite des Hudson ist das ziemlich wurscht, weshalb Nets und Devils weiterhin ein Aschenputtel-Dasein im Schatten der wesentlich erfolgloseren Knicks und Rangers fristen. Was im Übrigen kein Wunder ist, wenn man sich schon nach einem Unglücksraben wie dem Jersey Devil benennt. Der war im Jahre 1735 das 13. Kind einer gewissen Mrs. Leeds, die – des Kindergebärens überdrüssig – ausrief: „Soll es doch ein Teufel werden!“ Der Wunsch wurde erfüllt, seither treibt der arme Kerl sein Unwesen in der Region. Besonderes Hobby: Enten ärgern. MATTI LIESKE