Honduras zieht Soldaten aus Irak ab

21 Tote nach Mörserangriff auf Gefängnis in Bagdad. Schäuble fordert deutsche Initiative im Weltsicherheitsrat

BAGDAD ap/afp/taz ■ Nach Spanien will auch Honduras seine in Irak stationierten Soldaten so schnell wie möglich abziehen. Das kündigte Präsident Ricardo Maduro am Montagabend (Ortszeit) in einer Fernsehansprache an. Ursprünglich sollten die 370 honduranischen Soldaten bis zum 1. Juli in der Stadt Nadschaf bleiben. US-Außenminister Colin Powell sagte, er rechne damit, dass weitere Staaten dem spanischen Beispiel folgen würden.

Bei einem Mörserangriff auf ein Gefängnis in Bagdad sind gestern nach Angaben der US-Streitkräfte 21 Menschen ums Leben gekommen. US-Brigadegeneral Mark Kimmitt sagte, nach vorläufigen Berichten handle es sich bei allen Opfern um Häftlinge. Die Haftanstalt in der irakischen Hauptstadt sei von 18 Mörsergranaten getroffen worden. Das Gefängnis steht unter Leitung der US-geführten Besatzungstruppen. Er wisse nicht, sagte Kimmitt, ob es sich bei den Gefangenen um gewöhnliche Kriminelle oder „Sicherheitshäftlinge“ handle – Iraker, die der Gewalt gegen die Besatzungstruppen verdächtigt werden oder mutmaßliche Gefolgsleute von Saddam Hussein sind.

Der CDU-Außenpolitiker Wolfgang Schäuble hat unterdessen die Bundesregierung aufgefordert, im Weltsicherheitsrat die Initiative für eine neue Irakresolution zu ergreifen.

„Deutschland hat immerhin zurzeit den Vorsitz im Weltsicherheitsrat. Die Bundesregierung müsste dort in diesem Monat alles daran setzen, dass eine neue UNO-Resolution für den Irak zu Stande kommt. Bisher ist davon nichts zu sehen“, sagte der Vizevorsitzende der Unionsfraktion der Passauer Neuen Presse.

Auch in Thailand entbrannte eine Diskussion über den Abzug der 443 Soldaten, die in Irak humanitäre Aufgaben erfüllen. Ministerpräsident Shinawatra lehnte gestern Forderungen mehrerer Senatoren nach einem Rückzug ab. Wenn sich die Lage verschärfe, werde die Regierung aber überdenken müssen, ob die Truppen wie geplant bis September in Irak bleiben könnten.

Amerikanische Soldaten haben bereits damit begonnen, mehrere Positionen der spanischen Truppen außerhalb der irakischen Pilgerstadt Nadschaf zu übernehmen. Das berichteten Augenzeugen. Der Polizeichef von Nadschaf, Ali al-Jassiri, erklärte, die Polizeistationen und Kontrollpunkte der Stadt seien nun wieder von irakischen Polizisten besetzt. Die Milizionäre der vom Schiitenprediger Muktada al-Sadr gegründeten „Mahdi-Armee“ hatten weite Teile der Stadt kontrolliert. Der Polizeichef beklagte, hunderte von Häftlingen hätten das Chaos der vergangenen Woche genutzt, um aus dem Gefängnis zu fliehen. Ein Sprecher von Großajatollah Ali al-Sistani rief die Iraker zu Selbstdisziplin und Geschlossenheit auf, „um denjenigen keine Chance zu geben, die keinen Frieden wollen“. Regierungsratsmitglied Nassir al-Dschadirdschi erklärte in Bagdad, bei den indirekten Verhandlungen zwischen der US-Armee und den Anhängern des radikalen Predigers al-Sadr gebe es Fortschritte. Es geht darum, „die Krise in den schiitischen Städten nicht mit militärischen Mitteln zu beenden“. wg