Hunderte Tote bei neuen Massakern im Kongo

Marodierende Banden der LRA sollen die Morde verübt haben. Ihre Opfer sind derzeit überwiegend Christen

BERLIN taz ■ Ugandas Rebellenbewegung LRA (Widerstandsarmee des Herrn) hat im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo blutige Rache für die Zerstörung und Besetzung ihres kongolesischen Buschhauptquartiers durch Ugandas Armee am 14. Dezember genommen. Die Zahl der Opfer einer Reihe blutiger Massaker seit Weihnachten hat gestern nach Angaben des Hilfswerks Caritas über 400 erreicht. Die UN-Mission im Kongo (Monuc) hatte am Montagabend 189 Tote bestätigt. UNO und die Armeen Kongos, Ugandas und Südsudans verlegten gestern zusätzliche Truppen in das Gebiet, in dem sie seit Mitte Dezember die LRA-Infrastruktur bekämpfen. Seitdem hat die LRA zwar ihre festen Basen aufgeben müssen, dafür aber ihre Überfälle ausgedehnt. LRA-Führer Joseph Kony hat sich in die Zentralafrikanische Republik zurückgezogen, während sich Teile seiner Truppe an der kongolesisch-sudanesischen Grenze verschanzt haben und andere nach Süden in den Kongo vorgedrungen sind. Am Weihnachtsfeiertag überfiel diese zweite LRA-Einheit die Distrikthauptstadt Faradje und tötete zahlreiche Besucher eines Weihnachtskonzerts sowie eines katholischen Gottesdienstes. Insgesamt starben in Faradje nach UN-Angaben 40 Menschen und im Umland weitere 89, nach Kirchenangaben insgesamt rund 150, zahlreiche mit Macheten zu Tode gehackt. „Das ist eine provisorische Bilanz, weil viele Dörfer noch vom Umland abgeschnitten sind“, erklärte der Priester und lokale Caritas-Leiter Come Mbolingaba. Sieben Dörfer des Distrikts Doruma seien von der LRA besetzt worden, alle 30.000 Einwohner der Stadt Faradje geflohen. Weiter nördlich in Gurba ermordeten die Rebellen nach UN-Angaben 213 Menschen, 48 in Bangadi. In Duru wurde eine Kirche angezündet; 75 Menschen starben. Die UN-Abteilung OCHA berichtete, große Gebiete seien für Helfer unerreichbar. D.J.