Anachronistisches Stück

Uwe Dag Berlin bringt in Aachen Walter Hasenclevers Komödie „Ehen werden im Himmel geschlossen“ auf die Bühne. Warum das Stück auf den Spielplan kam, erklärt die Inszenierung nicht

VON STEFANIE TYROLLER

Nein, „Ehen werden im Himmel geschlossen“ ist keine gefühlvolle Eheschnulze. Aber das Thema der 1927 von Walter Hasenclever verfassten Komödie ist ähnlich anachronistisch.

Es geht um den lieben Gott, der in Pension gehen will, weil er es satt hat, für die Misere auf der Welt verantwortlich gemacht zu werden. Die heilige Magdalena überredet ihn zu seiner letzten Amtshandlung. Drei Selbstmörder sollen auf die Erde zurück und noch einmal gemeinsam die Chance bekommen, glücklich zu werden. Doch die im mondänen Ambiente angesiedelte Versuchsanordnung scheitert: zwei Männer und eine Frau, das kann nicht gut gehen. Auch der zweite Versuch, diesmal im ärmlichen Umfeld des Bergbaus, bringt nicht den gewünschten Erfolg.

Regisseur Uwe Dag Berlin bringt ein possierliches Unterhaltungsstück mit humoristischen Anklängen an die Gegenwart auf die Aachener Bühne. Ausstatter Hamster Damm darf seiner Neigung zu aufwendigen Bühnen-Konstruktionen freien Lauf lassen und sorgt mit opulenten Kostümen und detailverliebten Szenenbildern für farbenfrohe Akzente. Der Himmel ist eine glitzernde Wolke, in der die sündig-heilige Maria Magdalena, verkörpert von der temperamentvollen Petra Weltenroth, in roter Primadonnenrobe Hof hält. Sie serviert dem alten Väterchen Gott (Ulrich Haß), der als frustrierter Dandy in karierten Knickerbockern vom Golfen kommt, Mokka und ergeht sich in klischeehaften Erklärungen, warum Mann und Frau sich nicht verstehen. Dazwischen laviert sich Sankt Peter (Rainer Krause) mal als Heiliger, mal als Politiker durch den himmlischen Staat und hat die undankbare Aufgabe, diesen organisatorisch und finanziell zusammenzuhalten. Auf Erden verstricken sich die Selbstmörder in unglückliche Dreiecksbeziehungen. Dem Gefühlspathos des expressionistischen Textes setzen die drei Schauspieler stilisierte Gestenspiele entgegen, mit denen sie den sexuell konnotierten Subtext ihrer Rede gründlich ausloten oder brechen ihre inbrünstige Darstellung mit komödiantischen Einlagen. Doch trotz der engagierten Schauspielkünste und der aufwendigen Ausstattung stellt sich die Frage, was der Text über seinen spritzigen Dialogen hinaus für unsere Zeit noch zu bieten hat. Die Inszenierung lässt da Fragen offen.

23. April, 20:00 UhrKarten: 0241-4784244