Millionengehalt für schlechte Arbeit

Deutsche-Bank-Chef Ackermann versucht, die Situation der Bank schönzureden – und von seiner Person abzulenken: Gericht ermittelt wegen viel zu hoher Abfindungen bei der Mannesmann-Übernahme. Und Ackermanns Bankenpolitik ist umstritten

von HERMANNUS PFEIFFER

Josef Ackermann kommt aus dem Staunen nicht heraus. Obwohl er auf der Hauptversammlung in Frankfurt wieder einmal ein „starkes operatives Ergebnis“ anpreisen konnte, verstummt die Kritik auch am ersten Jahrestag seiner Amtsübernahme nicht. Denn: Die Strategie des Deutsche-Bank-Bosses ist intern umstritten und er steht trotz eines 7-Millionen-Euro Gehalts im Verdacht der persönlichen Untreue.

Der Schweizer Arztsohn Ackermann leitet seit einem Jahr die größte deutsche Bank. Und hatte Pech, als er vor einem Jahr an die Spitze einer der stärksten Geldgiganten der Welt trat: Die Deutsche Bank zeigte sich schwach wie nie seit 1945. Das von Ackermann so überaus geschätzte Investmentgeschäft ging in der seit März 2000 andauernden Börsenflaute einfach unter, die früher lukrativen privaten Kunden und den Mittelstand hatte Vorgänger Breuer bereits verscheucht. So blieben die kostbaren Provisionen aus, und die milliardenschweren Zinserträge schwächelten.

Ackermann reagierte mit einem ruckartigen Kurswechsel. Das Kreditgeschäft will er nun wieder ernster nehmen, tausende Mitarbeiter mussten die Bank verlassen um Kosten zu sparen, und Firmenteile, die nicht mehr zum Kern des Geschäfts gezählt werden, wurden an andere Finanzdienstleister verkauft.

Obendrein verscherbelte Ackermann fröhlich das Tafelsilber, nämlich die Beteiligungen der Großbank an Industriekonzernen und Versicherungen, die zu besseren Börsenzeiten auf umgerechnet 25 Milliarden Euro taxiert worden waren. Erst kürzlich trennte sich der frühere Investmentspezialist vom Gerling-Konzern und veräußerte knapp 10 Prozent der Metallgesellschaft.

Inzwischen hat der Schweizer die einst eisernen Reserven der Deutschen großteils verpulvert. Weitere Löcher in der Bilanz werden kaum zu stopfen sein. Trotzdem lieferte Ackermann das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Großbank ab – das Minus nach Steuern im ersten Quartal 2003 war der dritte Quartalsverlust in Folge. Einmalig. Spätestens bei einem Aufschwung an der Börse und einem Anspringen der Konjunktur könnte der Qualitätsverlust an Menschen und Kapital die Deutsche Bank und Ackermann persönlich teuer zu stehen kommen.

Ob er bis dahin überhaupt noch im Amt ist, hängt hauptsächlich vom Landgericht in Düsseldorf ab. Die dortige Staatsanwaltschaft hatte im Februar Anklage gegen Ackermann erhoben wegen dubioser Abfindungszahlungen bei der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Konzern Vodafone. Die Staatsanwälte werfen dem früheren Mannesmann-Aufsichtsrat Untreue vor.

Bis zum 15. Juli müssen sich Ackermann und weitere fünf Spitzenmanager, darunter IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, zu den Vorwürfen erklären. Danach wird das Gericht entscheiden, ob es zu einem der spektakulärsten Prozesse der deutschen Wirtschaftsgeschichte kommt.