kabarett
: Rauchen als Kriegshandlung

Nun stehen sie schon seit 20 Jahren auf der Bühne und haben ihren zynischen Witz noch immer nicht verloren: Rainer Pause und Norbert Alich zünden in Zeiten von Amerikakritik und Rentenkrise mit ihrem neuen Programm „Kopf hinhalten“ im Bonner Pantheon-Theater ein rheinisches Pointen-Feuerwerk – das „erste Nachkriegsprogramm in diesem Jahrtausend“, wie die beiden selbst beteuern.

Ihre bitterbösen Parallelen zielen dahin, wo es weh tut. „Vom Islam lernen, heißt glauben lernen“, belehren sie das Publikum und singen mit Blick auf leere Sozialkassen in unserem Land das Vorbild-Loblied auf Selbstmord-Attentäter: „Das sollte man den deutschen Rentnern mal beibringen...“ Sich selbst stellen die beiden Herren dagegen gerne den „gebärfähigen Frauen“ zur Produktion von Beitragszahlern zur Verfügung.

Ob die Forderung nach Sonnenkollektoren für die Wüste oder der Zusammenhang zwischen Marathonlaufen und dem Austrocknen den Rheins – keine Stammtischparole ist absurd genug, um sie nicht stringent auf ihren Wahrheitsgehalt zurückzuführen. Blöd und böse wird zu Ende gedacht, was es an Vorurteilen so gibt, und den Zuschauern bleibt so manches mal das Lachen im Halse stecken. So die Theorie einiger Militärhistoriker, nach der Kriege nur ab 1.000 Toten als solche gelten, alles andere seien Auseinandersetzungen. Da sei es nur gerecht, sich unter Rauchern als „Kriegsteilnehmer“ zu grüßen, weil es dort ja kriegsmäßig viele Tote gebe.

Gestenreich und mit Tempo lästern die beiden über Bundesregierung, amerikanische Kriegstreiber und das Steuerchaos hierzulande. Doch es gibt nicht nur große Politik, sondern auch die kleinen Fiesigkeiten des Alltags. So warnen die Bonner Komiker eindringlich vor dem Bau eines Eigenheims: „Am schlimmsten ist es, wenn die Ehefrau einen Keramikkurs gemacht hat: Dann prangt das selbst gebastelte Namensschild wie ein platt gedrückter Scheißhaufen an der Tür!“

Im musikalischen Programm gibt es unter anderem einen bissig-bräsigen Lobgesang über Treppenlifte und ein Abba-Potpourri mit frechen Textbotschaften wie „Der Ami feiert sich, und wir bezahl`n den Krieg“, aber auch betont Ermutigendem „Bleib hier vor der Tür, erhol Dich beim Bier!“ Na denn Prost!

Frank Überall

„Kopf hinhalten“: bis 24. April, jeweils 20 Uhr, auch 10.-13. Mai, Pantheon, Bonn, Bundeskanzlerplatz 2-10 (Bonn-Center). Tel. 0228/21 25 21