Das Viertel unterwegs zum Traumbad

Zur Debatte um die Planung des Stadionbads kamen vergangene Woche fast 80 Interessierte. Aber das war nur der erste Schritt in einer Freibadplanung, bei der es ein bisher ungekanntes Maß an Bürgerbeteiligung gibt – mit Chance auf gütliche Einigung

bremen taz ■ Ein Schwimmbad mit Matschepampe für die Kleinen, mit abgegrenzten Schnellschwimmflächen für die Sportschwimmer, mit Wasserspielflächen für Heranwachsende, einem Zehn-Meter-Brett und freiem Blick über die Weser auch für Liegewiesendamen – wie alle diese Wünsche in nur einem Bremer Freischwimmbad verwirklicht werden können, darüber machen sich seit vergangene Woche neu gebildete Arbeitsgruppen verstärkt Gedanken. Im Sommer soll es bei einer weiteren Großveranstaltung zu einer richtungsweisenden Entscheidung kommen (taz berichtete).

Das Futter für die lange Wunschliste, auf der auch ein Café und als natürliche Voraussetzung des Ganzen bestes Badewasser stehen, entstammt der Veranstaltung „Startsprung“ vom vergangenen Samstag. Fast 80 BremerInnen hatten sich dazu im Forum der Schule Hamburger Straße morgens die Entwürfe zweier Planungsbüros angehört, die in der „Öko-“ und der „konventionellen“ Variante zwei unterschiedliche Ansätze verfolgten; im Volksmund wird schon von Chlorwasserbad versus Naturwasserbad gesprochen. Doch diese hochstilisierten Differenzen ließen sich während der langen Stunden in der Hamburger Straße bis zum Nachmittag nicht durchhalten – auch Dank der professionellen Moderation durch das Büro Neuhimmel-Forum.

„Wir haben es geschafft, dass die Teilnehmer schnell das Prinzip der Selbstorganisation entdeckt haben“, blickt Moderator Guus van der Upwich zufrieden zurück. Sein Ansatz, bei dem die verschiedenen Nutzergruppen sich erst in die Wünsche anderer hineindenken müssen, bevor sie mit eigenen Forderungen vorpreschen können, habe gefruchtet. Am Schluss wurden sogar die besonders kontroversen Gruppen, die Sportschwimmer versus die Freizeitnutzer oder der jugendliche Bewegungsdrang mit der angegrauten Vorsicht noch einmal gezielt zusammengebracht – um Heikles auszuloten.

Und doch bleiben Konfliktlinien, beobachtet van der Upwich: Wenn die Freibadfläche ganzjährig genutzt werden soll, wie es sich viele wünschen – dann muss sie vor Vandalismus geschützt werden. Starke Bedenken nimmt der Moderator auch in der Hygienefrage wahr. „Wobei die Kontroversen quer durch die verschiedenen Gruppen gehen.“

Eine überwiegend positive Bilanz der Veranstaltung zog auch Ortsamtsleiter Robert Bücking. „Beide Entwürfe machen Freude – den Ökos und den Sportlern. Aber über Vieles muss noch nachgedacht werden“, so die Prognose Bückings, der zu den Ideengebern für das sogenannte Naturbad gehört und sich auch für die Bürgerbeteiligung bei der Schwimmbadplanung stark gemacht hatte.

Als erfreulich streicht Bücking vor allem die weitgehende Übereinstimmung der beiden Planungs-Entwürfe in drei Punkten heraus. So wollen beide Planungsbüros für ihre Bädermodelle auf Grundwasser zurückgreifen. „Es muss dafür kein Trinkwasser mehr aus dem Harz eingekauft werden.“ Das Grundwasser sei sogar so gut, „dass es sich für Viertel-Vilsa oder so eignen könnte“, juxt er. Übereinstimmung zwei: Beide Büros wollen die bisherige Schwimmbadfläche am Stadion zum Weserufer hin um 2.000 bis 4.000 Quadratmeter vergrößern und so den Blick ans andere Ufer frei machen. Außerdem erhalten beide Varianten auftragsgemäß den Sprungturm von zehn Metern Höhe samt des dazugehörigen 50-Meter Beckens – mit einer Sichttiefe auch bei ungechlortem Wasser bis auf den Beckengrund. Kleiner Wermutstropfen: Das Schwimmerbecken wird in der Breite mindestens eine Bahnbreite verlieren, weil es einen neuen Zementkörper bekommen muss, nachdem der alte durch aufsteigendes Grundwasser porös wurde - einer der Gründe für die anstehende Generalüberholung . ede