OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Apocalypse Now Redux“ (OmU), 24.4./28.4. im Arsenal 1

Die größte Verbrecherorganisation der Welt ist nicht die Mafia, sondern die katholische Kirche. Diese Erfahrung macht jedenfalls Don Michael Corleone (Al Pacino) in „Der Pate III“. Darin will sich Don Michael von allen „anrüchigen“ Geschäftszweigen trennen und nur noch in legale Unternehmen investieren. Da scheinen ihm die Finanz- und Immobiliengeschäfte des Vatikans gerade recht zu kommen. Doch ach, im Staate des Heiligen Vaters geht es schlimmer zu als in seiner eigenen „Familie“. Und der erfahrene Michael Corleone weiß: „Es ist gefährlich, ein ehrlicher Mensch zu sein.“ Distanziert betrachtet die Kamera von Gordon Willis in Francis Ford Coppolas drittem und abschließendem Teil der großen Familien- und Mafiasaga immer wieder kleine Gruppen von Männern: finstere Figuren im Gegenlicht, die dunklen Geschäften nachgehen – aber mittlerweile auch nur noch ein Schatten ihrer selbst sind. Das Finale findet passenderweise in der Oper statt: Während Mascagnis „Cavalleria Rusticana“, in der es um Mord und Totschlag geht, finden einige der Kontrahenten ein durchaus opernreifes Ende. Coppola, die Zweite. Bekanntlich war der amerikanische Filmemacher bei den Dreharbeiten zu „Apocalypse Now“ nicht unbedingt vom Glück verfolgt: Die Dreharbeiten zu dem Vietnamkriegsepos im philippinischen Dschungel waren derart lang, dass die Filmpresse schon witzelte: Apocalypse when? Zum Teil hatte der Regisseur die Verzögerungen aber selbst verschuldet: Wer mitten in der Produktion den Hauptdarsteller auswechselt und nicht so recht weiß, was er eigentlich filmen will, muss sich nicht wundern, wenn alles ewig dauert. Dass dann aber auch noch Martin Sheen einen Herzanfall im Dschungel erlitt und das philippinische Militär ständig die so dringend benötigten Hubschrauber zur Rebellenbekämpfung abzog, war gewiss nicht Coppolas Schuld. Die gut 150-minütige Fassung des Films, die 1979 in die Kinos kam, wurde schließlich mit heißer Nadel gestrickt, um endlich überhaupt ein Produkt präsentieren zu können. Vieles, was seinerzeit der Schere zum Opfer fiel, hat Coppola mit dem Abstand von zwanzig Jahren in die „Redux“-Fassung wieder eingefügt: die im Krieg gestrandeten Playmates, die zur Truppenbetreuung eingeflogen worden waren, das Zusammentreffen von Sheen und seinen Mannen mit Franzosen, die beim Abendessen Döntjes aus dem Indochinakrieg erzählen, sowie diverse Szenen der Konfrontation zwischen Sheen und dem – möglicherweise – durchgeknallten Colonel Kurtz (Marlon Brando). Noch besser ist der Film durch diese Hinzufügungen allerdings nicht geworden, sondern schlicht ein wenig anders: Die Pseudonormalität der langen Franzosen-Sequenz wirkt wie eine träumerische Vision inmitten eines Albtraums und der Schluss spielt deutlicher als zuvor mit der Frage, ob Sheen nicht vielleicht doch der neue Colonel Kurtz werden könnte. Alles in allem aber bleibt „Apocalypse Now“ auch in der neuen Fassung, was er immer war: der beste Film über den – im Wortsinne – Wahnsinn des Krieges. LARS PENNING

„Der Pate III“, 26.4., im Thalia Babelsberg