Mehr finanzielle Transparenz

betr.: „Gelder gerecht verteilen“, taz vom 17. 4. 04

Wenn es jemand an „Pluralismus- und Demokratieverständnis“ mangeln lässt, dann doch wohl der Zentralrat, der auf seinem Alleinvertretungsanspruch beharrt. Tatsächlich hat es bis zur von den Nationalsozialisten erzwungenen Reichsvereinigung der Juden in Deutschland 1939 hierzulande nie eine umfassende Gesamtorganisation gegeben, und das Modell der Einheitsgemeinde bot einst die Möglichkeit, dass alle religiösen Richtungen gleichberechtigt unter einem administrativen Dach bestehen konnten. Heute wird „Einheitsgemeinde“ gerne mit „einheitlich orthodox“ verwechselt. Kein Wunder, dass mehr und mehr Gemeindemitglieder nach Alternativen suchen.

Ich habe großen Respekt vor diesen bislang 3.000 Juden und Jüdinnen, die sich aus eigener Kraft und ohne staatliche Alimentierung organisiert haben, frage mich aber auch, was es denn mit den über 17 Millionen Euro auf sich hat, die der Zentralrat seit Oktober 2002 aus dem Globalvergleich von Bundsregierung und Claims Conference erhalten hat. Sollte diese Entschädigung für bewegliches Synagogengut in Ostdeutschland nicht auch dem Aufbau jüdischen Lebens zugute kommen? Anstelle von Spiegels Geschichtsklitterung wäre angesichts all der finanziellen Ungereimtheiten bei der vom Zentralrat getragenen Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg wohl mehr finanzielle Transparenz auch über den unseligen Staatsvertrag hinaus nur angebracht. HARTMUT G. BOMHOFF

Vors. Leo Baeck Gesellschaft Berlin