Unwesentliche Unterschiede

betr.: „Göring-Eckardt: Ich passe nicht zu Merkel“, taz vom 15. 4. 04

tazzwei, ich bin echt genervt von euch! Was sollte dieses dämliche Rumgehacke auf dem privaten Lebensentwurf von Katrin Göring-Eckardt? Keine einzige Frage zu den politischen Inhalten eurer Interviewpartnerin, obwohl es da einiges zu fragen gäbe. Stattdessen das Abfragen von Klischees und Rühren im Privaten, wie bei Bild und Bunte. Ärgerlich! Womöglich meintet ihr tatsächlich damit im Sinne des ach so frechen taz-Anspruchs zu schreiben?! Aber es zeugt von einer ziemlich beschränkten, unpolitischen Sichtweise, einen bestimmten, äußerlich sichtbaren „Lifestyle“ mit politischen Inhalten zu verwechseln. Diese simple Gleichung „traditionell = konservativ = schlecht“ versus „nicht traditionell = progressiv = gut“ ist total überholt und war immer ein Irrtum. Die Gesellschaft ist ein bisschen komplexer als dieses Schema nahe legt. […]

Die alternative Kritik am „Familienmodell“ richtet(e) sich gegen patriarchale Strukturen, gegen unhinterfragte Hierarchien, nicht gegen das dauerhafte Zusammenleben von Partnern oder von Eltern und Kindern. Was also meint „progressiv“ oder „konservativ“? Welche Lebensentwürfe gibt es denn noch, ob innerhalb oder außerhalb der grünen Partei, die sich als lebbar erwiesen haben? Das sind spannende, existenzielle Themen, und sie verdienen wirklich eine differenziertere Auseinandersetzung, also bitte verschenkt nicht den angeblich so kostbaren Platz für so oberflächliche, nichts sagende Interviews. JULIANE, Oldenburg