Kongo ohne Deutsche

Bundeskanzler erleichtert: Frankreich stellt im Kongo „nicht die geringste Forderung“ an Deutschland. Französische Kampftruppen in Bunia

BERLIN taz ■ Deutschland wird die EU-Eingreiftruppe im Kongo wie geplant nur logistisch und medizinisch unterstützen. Ein weitergehendes Engagement lehnte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestern erneut ab. „Wir haben deutlich gemacht, was wir leisten können“, sagte Schröder nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac in Berlin. Die Bundeswehr beteiligt sich an der Kongo-Mission mit einem fliegenden Lazarett vom Typ MedEvac, mit mehreren Transportmaschinen, die aber nur bis in das ugandische Entebbe fliegen sollen, sowie mit mehreren Stabsoffizieren beim Einsatzkommando in Paris. Der französische Präsident habe dafür „vollstes Verständnis“ gezeigt, sagte Schröder. Chirac habe „nicht die geringste Forderung“ gestellt. Im Vorfeld hatte es Spekulationen gegeben, Frankreich könnte deutsche Fallschirmjäger verlangen. Chirac nannte die deutsche Beteiligung gestern einen „eher bescheidenen Beitrag“, für den er aber dankbar sei.

Im kongolesischen Einsatzort Bunia trafen gestern unterdessen die ersten 150 französischen Kampftruppen ein. Der Oberkommandierende des Einsatzes, General Jean-Paul Thonier, betonte bei seiner Ankunft die Beschränkung seiner Aufgabe: „Mein Mandat ist auf die Stadt und den Flughafen von Bunia beschränkt.“ Der britische Guardian veröffentlichte eine interne Lageeinschätzung des französischen Militärs, wonach man nicht davon ausgehe, viel an der Situation im Kongo verändern zu können. Es gehe lediglich um „Solidarität mit der internationalen Gemeinschaft“.

Im Ostkongo ging die Offensive der proruandischen RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) gegen die von Kongos Regierung unterstützte RCD-ML (RCD-Befreiungsbewegung) weiter. Die RCD eroberte nach eigenen Angaben die 100.000 Einwohner zählende Stadt Kanyabayonga. Das öffnet der RCD den Weg nach Norden Richtung Bunia. JENS KÖNIG, DOMINIC JOHNSON