Möllemanns Witwe klagt die FDP an

Sie fordert „Rechenschaft“ von Guido Westerwelle. Grüner Parteichef Bütikofer nennt möglichen Staatsakt „Heuchelei“

BERLIN taz ■ Die FDP schweigt lieber. Weder in Düsseldorf noch in Berlin reagierte die Partei gestern auf die furiosen Vorwürfe von Jürgen Möllemanns Ehefrau Carola Möllemann-Appelhoff.

„Werden uns diejenigen Rechenschaft geben, die auf niederträchtige Weise versucht haben, sowohl den Menschen Jürgen W. Möllemann wie auch sein politisches Lebenswerk zu zerstören, für das er mehr als 30 Jahre leidenschaftlich mit Herz und Seele gekämpft hat?“ So fragte die Witwe gestern in Todesanzeigen in zwei Heimatzeitungen des Ex-FDP-Politikers, der am vorigen Donnerstag wahrscheinlich Suizid begangen hatte. Möllemann war im März mit einem Parteiaustritt seinem Ausschluss zuvorgekommen und sah sich damals als Opfer einer „Hetz- und Treibjagd“ der FDP.

Für Kontroversen sorgt jetzt die Frage, ob der einstige Vizekanzler und Wirtschaftsminister eine besondere Ehrung in Form eines so genannten Staatsaktes verdient hat. Der Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer warf den Liberalen vor, sie seien zunächst „bedenkenlos ziemlich schlimmen Parolen Möllemanns hinterhergelaufen“, hätten den Politiker dann abqualifiziert und versucht, „ihn fertig zu machen“. Wenn jetzt ein Staatsakt gefordert werde, sei dies „eine Heuchelei, dass ich es kaum aushalte“, sagte Bütikofer. „Die FDP sollte den Mund halten.“ Die Führung der Liberalen stellte inzwischen klar, sie habe bei der Bundesregierung lediglich angefragt, ob ein Staatsakt geplant sei, denke aber nicht an eine eigene Initiative. Die Entscheidung liegt beim Bundespräsidenten, der nur auf gemeinsamen Vorschlag von Regierung, Parlament und Angehörigen reagiert. Bisher gibt es keinen Vorschlag. PAT

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