Handel redet nur noch Blech

Vor dem heutigen „Dosengipfel“ bricht Bündnis gegen das Zwangspfand langsam auseinander. Discounter setzen auf eigenständige Einwegsysteme. Verunsicherung bei Einzelhandelsverband

BERLIN taz ■ Mit täglich wechselnden Forderungen versucht der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE), das Land auf den heute stattfindenden „Dosengipfel“ um die Zukunft des Zwangspfands einzustellen. Doch der Showdown findet nicht statt. Tatsächlich vertritt der HDE nur noch einen kleinen Bruchteil der Interessen des Handels. Während die einen, wie Getränkefachhändler oder Edeka, zunehmend auf Mehrweggetränke umstellen, verlegen sich die großen Discounter mehr und mehr auf eigenständige Einweg-Lösungen – so genannte Insellösungen. Das geht aus Umfragen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hervor.

Damit nimmt die Zahl der Hersteller und Händler, die sich an dem bundesweit einheitlichen Rücknahmesystem beteiligen wollen, ab. Nach Schätzungen der Umwelthilfe geht es nur noch um etwa die Hälfte der zwangspfandpflichtigen Getränkemenge, weniger als 9 Prozent des Getränkeumsatzes.

Laut DUH arbeiten Aldi, Lidl, Norma und Plus bereits an eigenen Einwegflaschen. Nach der Verpackungsverordnung ist ein Händler nur zur Rücknahme solcher Typen von Einwegverpackungen verpflichtet, die er selbst verkauft. Mit einer eigenen Flasche müssten die Discounter nur diese eine Sorte abwickeln, was die Logisitik erheblich vereinfacht, was allerdings nur bei No-Name-Produkten funktioniert. Für die übrigen Einzelhändler könnte deshalb der Einwegspaß sehr teuer werden – Grund für die zunehmende Verunsicherung beim HDE.

Außerdem könnte diese Lösung schneller fertig sein als das bundesweite generelle Rücknahmesystem. „Die nehmen gerne noch ein paar Marktanteile am Einwegumsatz mit“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch der taz.

Das Umweltministerium wird heute kaum Zugeständnisse machen können. Stattdessen droht dem HDE noch mehr Ärger: Die Initiative „Pro Mehrweg“ (mittelständische Brauereien, Mineralbrunnen und Umweltverbände) droht, dem Einzelhandel und seinen Mitstreitern schon ab morgen mit teuren Abmahnungen, falls das vom HDE ursprünglich versprochene Rücknahmesystem nicht wie geplant errichtet wird. MATTHIAS URBACH

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