Mann mit Anliegen

Auch abseits von Anti-Globalisierungsgipfeln eine mitreißende Melange: Mellow Mark mit seinem HipHop-Soul-Reggae-Songwriting im Molotow

Auf dem letzten Anti-Globalisierungs-Gipfel in der Schweiz dürfte – neben Manu Chao – vor allem einer für die musikalische Untermalung der Protestbewegung gesorgt haben: Mellow Mark. Sein vor kurzem veröffentlichtes Album mit dem programmatischen Titel Sturm kann getrost als Soundtrack gegen die Globalisierung von oben bezeichnet werden. (Ein Schelm, wer sich daran stößt, dass die Platte ausgerechnet bei der deutschen Dependance eines international arbeitenden Gemischtwarenkonzerns erscheint.)

Der gebürtige Bayreuther mischt Reggae und HipHop mit Latin-Grooves, Soul und Singer-Songwriting und serviert einen mitreißenden Sound. Textlich greift Mellow Mark alles auf, was für die Szene von Relevanz ist: Krieg, Einschränkung der Meinungsfreiheit, Verblödung durch Massenmedien, staatliche Repression, Sex-Tourismus, Bambule ... Titel wie „Weckruf“, „Konfrontation“, das kurz vor dem Irak-Krieg als – deftig anti-amerikanische – Single vorgelegte „Weltweit“ oder das im letzten Herbst bereits auf einer ersten EP veröffentlichte „Revolution“ geben die Richtung an.

Dabei bleibt selbst so manche etwas naiv klingende Passage vollkommen nebensächlich. Denn in den Songs schwingt viel, tja, Herzblut mit und sie kommen erfrischend unverbraucht und ungekünstelt daher. In guten Momenten kann man sich der Energie seiner „Soul-Revolution“, wie Mark es nennt, einfach nicht entziehen.

Wollte man, abgesehen von Manu Chao, noch andere künstlerische Hallo-Vergleiche anstellen, wären die letzten Alben von Jan Delay (Searching For The Jan Soul Rebels) und Patrice (How Do You Call It) heranzuziehen, um die musikalischen und textlichen Vibes von Mellow Mark einzuordnen. Entstanden ist diese vielschichtige Mischung in den Einkaufsstraßen zahlreicher deutscher und dazu noch einiger europäischer Großstädte, in denen Mark jeweils gemeinsam mit etlichen örtlichen Kollegen und immer auch am Rande oppositioneller Großevents musizierte.

Dass die Verbindung von politischer Ambition und Musik bei Mellow Mark keine aufgesetzte Attitüde ist, soll auch mit einer selbst gehüteten Homepage deutlich unterstrichen werden: Auf www.freedom-of-speech.info finden sich – neben eigenen Statements zum so genannten Anti-Terrorkampf der USA und ihrer Freunde – diverse Texte und Essays zu Themen wie Antisemitismus, dem Irak-Krieg oder auch der Umweltpolitik. Der Mann hat definitiv ein Anliegen.

DIRK SEIFERT

Freitag, 21 Uhr, Molotow