Horákovás Handstreich

Kultursenatorin wechselt Aufsichtsräte an den Theatern aus und verbessert dadurch ihre Chancen, den unliebsamen Schauspielhaus-Intendanten Stromberg rauszuwerfen

Das Prozedere ist nicht illegal, aber ein Handstreich bleibt es: Mit Wirkung vom gestrigen Mittwoch an hat Kultursenatorin Dana Horáková einschneidende Veränderungen in der Besetzung der Aufsichtsräte von Schauspielhaus, Thalia-Theater, Staatsoper und Deichtorhallen vorgenommen. Die sich abzeichnende Linie dabei: kulturellen Sachverstand langjähriger Mitglieder durch Wirtschaftsfachleute zu ersetzen.

Hellhörig macht zudem, dass die Umstrukturierungen – am Dienstagabend in der Senatskommission für öffenliche Unternehmungen durchgesetzt – zwei Wochen vor der Sitzung des Schauspielhaus-Aufsichts stattfinden, in der – gegen den mehrheitlichen Willen bisheriger Mitglieder – über die Nachfolge des Intendanten Tom Stromberg entschieden werden soll, den Horáková ablösen möchte. Renate Damm, Dagmar Reim, Werner Schulz und Thomas Steinberg wurden – auch für sie selbst überraschend – durch Managementberater Bernhard Lissner, Monika Maria Harries, Stefan Liebing und Steuerberater Carl-Ulrich Bremer ersetzt.

Eine Maßnahme, die für eine Abstimmung entscheidend sein könnte, hat doch Horáková zwei Stimmen; die Neuen könnten also ein Pro-Stromberg-Votum der „alten Mitglieder“ überstimmen. „Ein Vorgehen, das legitim ist, aber nicht feinfühlig“, sagt Willfried Maier, kulturpolitischer Sprecher der GAL-Fraktion. „Denn die Aufsichtsräte wurden geschaffen, um zwischen dem Willen der Behördenleitung und dem Unternehmen Pufferzonen zu schaffen. Aber selbstverständlich kann die Regierung in der Mitte der Legislaturperiode Umbesetzungen vornehmen. Meist aber im Einverständnis mit den Betroffenen.“

Auch dem Thalia wurden die Umbesetzungen in einem lapidaren Fax mitgeteilt: Für Katharina Trebitsch und Carola Greiner-Mai werden Dieter B. Gerlach und Karin Fischer berufen, an der Staatsoper werden Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrens und Irene Schulte-Hillen, Vorsitzende der deutschen Stiftung Musikleben, eingesetzt. Der Aufsichtsrat der Deichtorhallen wiederum muss künftig ohne die renommierte Galeristin Renate Kammer auskommen. Kommentar von Kulturbehördensprecher Andreas Ernst: „In den Aufsichtsräten soll möglichst viel Sachverstand erhalten bleiben.“ PETRA SCHELLEN