love parade
: Die große Sause ist vorbei

Es hätte uns schon sehr verwundert, wenn das Vorwummern zur Love Parade einmal nicht nervte. Nein, wie in den Jahren zuvor muss auch diesmal das Techno-Spektakel sich wieder voller Peinlichkeiten ankündigen. Nach der Kommerz- und Pissdebatte, dem Dezibel- und Routengejaule drohen heuer die Veranstalter mit einem Jail-House-Event. Damit ist nicht lustiges Accessoir auf der Haut der Raver oder Tanz in Kettenhemden gemeint, sondern der Verschluss der ganzen Chose hinter Absperrgittern. Muss man denn in Berlin wirklich alles erst mal einzäunen oder einmauern?

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Botschaft, zur Abwehr schwarz verkaufter Coladosen die Wummeroute auf dem 17. Juni rechts und links mit einem 4,5 Kilometer langen Zaun zu vergittern, ist unterirdisch. Das ist wie Tempo 30 auf der Autobahn, geht’s doch den abgedrehten Techno-Freaks um einen Rock ’n’ Roll ungehemmter Sause. Gitter, Sicherheitsdienst, geordneter Energydrink-Verkauf und Antimüllkampagne werden da nur noch die nach Berlin locken, denen sowieso alles schietegal ist – nur keine Raver.

Zugleich wirft das Jail-Konzept ein Bild auf den Zustand der Love Parade insgesamt, bedeutet es doch, dass die Fete zu Ende ist. Von der einstmals „größten Party der Welt“ sind ein paar tausend Suffköppe geblieben. Katerstimmung herrscht, es geht um Kohle, Reviersicherung und Müll. Witzig ist auch nicht mehr, gebetsmühlenartig den Tiergarten zu Ground Zero zu stilisieren. Darum der Vorschlag: Wenn man meint, den Rave jetzt einzäunen zu müssen, dann macht doch gleich den Laden zu.