Armut trotz Arbeit

In Köln beziehen auch Erwerbstätige Sozialhilfe. Grund sind die hohen Mieten und fehlende Sozialwohnungen

Köln taz ■ Die Zahl der Sozialhilfeempfänger ist in Köln von 2000 bis 2002 um sechs Prozent von 60.157 auf 56.638 gesunken. Damit stehe Köln im Vergleich aller kreisfreien Städte in NRW „deutlich positiver“ da, erklärte die Stadtverwaltung gestern im Sozialausschuss auf Anfrage der FDP. Als Grund führt Sozialdezernentin Marlis Bredehorst gegenüber der taz vor allem die „erfolgreiche Arbeit“ des Job-Centers an.

Trotzdem seien die Fallzahlen „immer noch viel zu hoch“, gibt Bredehorst zu. Das liege zum einen am generellen Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Hinzu kämen aber auch die hohen Mietpreise in Köln. Die sind laut Verwaltung häufig Ursache dafür, dass Hilfeempfänger, auch wenn sie Arbeit gefunden haben, weiter Sozialhilfe benötigen, weil „das Erwerbseinkommen nicht bedarfsdeckend ist“. Die Folge: In Köln ist der Anteil der erwerbstätigen Sozialhilfeempfänger im NRW-Vergleich besonders hoch, stellt das Sozialdezernat fest.

Nun sind die hohen Mieten nicht nur für die „arbeitenden Armen“ eine große Belastung, sondern auch für den Kölner Haushalt. Rund die Hälfte des Geldes, das die Stadt zur „Grundsicherung“ für Sozialhilfe- und Arbeitslosenhilfeempfänger ausgibt, geht für Mietzahlungen drauf, erklärt Bredehorst. In anderen Städten sei das nur etwa ein Viertel. Zwar versuchten die Sozialämter diejenigen Hilfeempfänger, die überdurchschnittlich teure Wohnungen hätten, zum Umzug in günstigere Quartiere zu bringen. „Aber das hat Grenzen, weil es in Köln einfach zu wenig günstigen Wohnraum gibt.“ Dieses Problem ist freilich nicht neu, gibt die grüne Sozialdezernentin zu.

So könne das Wohnungsamt schon seit Jahren die Landesmittel zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus nicht voll abrufen, weil sich zu wenig Investoren fänden. Offenbar sei der Bau von mietpreisgebundenen Wohnungen trotz der günstigen Landeskredite für die Privatwirtschaft nicht rentabel, vermutet Bredehorst. Folge: 2003 wurden gerade mal 371 soziale Mietwohnungen neu gebaut. PDS-Ratsfrau Sengül Senol fordert daher den Ausbau des kommunalen Wohnungsbestands auf 15 Prozent aller Wohnungen. „Die Kostenmiete der gemeinnützigen Wohnungsgesellschaften wirft eben keinen Profit für Hauseigentümer oder Immobilienverwalter ab.“ Susanne Gannott