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WOCHENÜBERSICHT: KONZERTSandra Löhr hört auf den Sound der Stadt

Thimo Sander, 29.4 im Privatclub, 22 Uhr
Zero 7 und Dubtribe Soundsystem, Sa 24.4., Palais, 21 Uhr

„Feels like Home“ heißt die aktuelle Schmuse-Platte von Norah Jones. Doch neben der allgegenwärtigen, medial zur absoluten Jazz-Fee hochgejubelten Amerikanerin gibt es auch noch die Norwegerin Silje Nergaard, die mit ihrem letzten Album „Nightwatch“ Maßstäbe in Sachen eigenkomponierter Jazz-Pop-Songs gesetzt hat. Anders als Norah Jones klingt Nergaards Stimme nämlich weniger nach wohltemperierter Zuhause-Kuschelmusik für den gepflegten Sonntagsbrunch mit guten Freunden – sondern aufmüpfiger, schräger und irgendwie zerbrechlicher. Das Gleiche, nur im Bereich elektronischer Kuschelmusik, gilt für die Band Zero 7. Denn es ist schon schwierig, wenn man nun mal in der gleichen Nische hockt wie eine berühmte französische Band. Aber Zero 7 scheuen den Vergleich mit Air nicht. Der Unterschied ist sowieso nur minimal und Zero 7 singen meistens nicht von armen, ins Porno-Geschäft verschleppten Mädchen mit Kirschblüten-Lippen, sondern mehr von unschuldigen häuslichen Freuden.Ein anderer Barde im Windschatten großer Namen wie Blumfeld und Sportfreunde Stiller ist Thimo Sander, Exil-Friese und Gastgitarrist bei den Lemonbabies und bei Poems for Laila. Sein Debüt heißt „Eine Hand immer“ und pendelt zwischen Akustikgitarre und sanfter Elektronik hin und her. Die Songs sind, wie es sich gehört, leicht melancholisch und „wir müssen nur wollen“ ist hier ebenso wenig angesagt wie eindeutige Statements zur weiteren Karriere- und Lebensplanung. Gerade dieses Uneindeutige und dieses Sich-treiben-Lassen ist eine hübsche Begleitmusik zu der heutigen Thirtysomethings-Generation. Man hält sich an den kleinen Dingen fest, ist ein bisschen ziellos und wundert sich über das Älterwerden. Auch schöne Musik für zu Hause.

Silje Nergaard, 23.4. in der Passionskirche, 20 Uhr

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