Befreit durch Bombardierung

betr.: „Die Schatten der Taten müssen bleiben“, Interview mit Hannes Heer, taz vom 3./4. 4. 04 und Leserbrief von Harald Bosch, taz vom 15. 4. 04.

In einem Leserbrief vom 15. April hat Harald Bosch die Aussage von Heer, dass die Bombardierung Dresdens die „Befreiung“ für Victor Klemperer war, offensichtlich missverstanden. Hannes Heers Aussage war wortwörtlich gemeint.

Wie Walter Nowojski in seinem Nachwort zu Klemperers Tagebüchern 1942–1945 schreibt: „Die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 hatte für ihn die Rettung bedeutet. Das Judenhaus in der Zeughausstraße, in das man ihn und seine Frau zuletzt zwangsweise eingewiesen hatte, stand sofort in Flammen. Klemperer wurde vom Splitter einer Stabbrandbombe getroffen, konnte sich aber durch die Flammen auf die Brühlsche Terrasse retten. Am Morgen gelangte er zur Elbe, fand dort seine Frau wieder, die ihn zwischen den Toten suchte. In diesem Chaos riss sie ihm den Stern vom Mantel, und sie flohen.“ Nach Bayern gelangten die Klemperers, wo sie den Einmarsch der amerikanischen Truppen erlebten.

Wie Klemperer selbst in seinem Tagebuch berichtet, sollte er in der Woche nach der Zerstörung Dresdens deportiert und in den sicheren Tod geschickt werden. Allein die Bombardierung kam dieser Deportation entgegen. WILLIAM HISCOTT, Berlin