Kritik als Vergnügen

betr.: „Geistesblitze aus Aloha-Land“, taz vom 4. 6. 03

Glückwunsch dem Autor Matthias Braun. Präzision und Humor – Kritik als Vergnügen.

Die Stadt Jena hatte seit der Wende öffentliche historische Debatten zu bestehen, die sämtlich aus diesem 20. Jahrhundert herrührten: Dürfen Rassenhetzer wie Nazi-Astel in die Galerie der Jenaer Rektorenbilder aufgenommen werden? Soll Walter Ulbricht weiter den Plenarsaal des Jenaer Rathauses zieren? Kann der Humanist, Kinderarzt und Euthanasie-Mittäter Jussuf Ibrahim Jenaer Ehrenbürger bleiben? Darf sich der Thüringer Berg-, Burg- und Waldgemeindenverein am Jenaer Fuchsturm in die Tradition seiner faschistischen Vorläufer stellen? Die Anstöße dazu kamen viel zu oft von außen. Ich fürchte allerdings, damit ist die Stadt Jena kein Einzelfall. Werden doch – zumindest im Osten dieser Republik – die deutschen Diktaturgeschichten des 20. Jahrhunderts vor allem gegeneinander ausgespielt, um sie politisch zu instrumentalisieren. MATIAS MIETH, Jena