BUNDESGERICHTSHOF STÄRKT PRODUZENTEN ERNEUERBARER ENERGIEN
: Positiv denken statt kleinkariert handeln

Feilschen, täuschen, tarnen – unter diesem Slogan kann man getrost das zusammenfassen, was sich die Industrie ausdenkt, um zukunftsorientierte Wirtschaft zu torpedieren. In diesem Falle: die Energiewirtschaft. Der Bundesgerichtshof befasste sich gestern mit der Schlewag – einem der größten norddeutschen Energieversorungsunternehmen. Die E.ON-Tochter hatte sich nämlich geweigert, Strom aus Windparks in ihr Netz einzuspeisen und diesen besonders zu vergüten. Erwartungsgemäß gab das oberste deutsche Gericht der Zukunft Recht: Die Schlewag muss den Ökostrom abnehmen, den 2.250 Windräder ihres Verteilungsgebietes produzieren. Das schreibt das Erneuerbare-Energien-Gesetz so vor. Und das ist rechtens.

Zugegeben: Es sind ziemlich viele Windmüller, die die Schlewag honorieren muss. Und zugegeben: Der Argumentation, andere Unternehmen müssten nicht so viel Windstrom abnehmen, kann nicht widersprochen werden. Damit aber soll die Schlewag ein Problem haben? Lachhaft!In Wahrheit nämlich dürfte die Schlewag ziemlich froh sein, so viele Windmüller an der Strippe zu haben. Einerseits nämlich installierte der Gesetzgeber eine Umlage, die die Lasten windradgeplagter Energieversorger auf die Branche verteilt. Andererseits lässt sich mit den Windmühlen glänzend Geld verdienen. Das zeigt eine Untersuchung des Bundesverbandes Neuer Energieanbieter. Der Trick ist ganz einfach: Weil am Tag mehr Strom als in der Nacht verbraucht wird, ist er am Tag auch teurer. Tagsüber wird wegen höheren Windaufkommens auch mehr grüner Strom erzeugt als nachts. Die Energieversorger zahlen den Windmüllern aber nicht den Tagpreis – sondern einen Durchschnitt. Gewinn pro Jahr: 20 Millionen Euro.

Die Zeche zahlen wir Verbraucher. Und müssen uns dann anhören, dass der Gesetzgeber Schuld an den hohen Kosten sei. Die Energieversorger belegen durch ihren Honorierungsmodus, wie kreativ sie sind. Liebe Leute: Statt ständig gegen das zukunftsträchtigste Gesetz zu schießen, setzt eure Energie doch mal positiv ein. Zum Beispiel für den Bau von Windparks. NICK REIMER