neues von möllemann
: Letzte Worte

Am 8. Mai führte das Magazin Stern mit Jürgen Möllemann ein letztes Interview – am 5. Juni sprang der Ex-FDP-Politiker mit seinem Fallschirm in den Tod. Auszüge aus dem jetzt veröffentlichten Gespräch, das der 57-Jährige nach Stern-Angaben noch persönlich autorisierte.

Über die Faszination des Fallschirmspringens

„Bei jedem Sprung aus dem Flugzeug kriegt man erst mal einen verplättet, und dann purzelt man in verschiedene Lagen, bis man stabil ist. Dabei erreicht man bis zu 280 Stundenkilometer Fallgeschwindigkeit, ich jedenfalls mit meinem Gewicht. Dann öffnet sich der Schirm, das haut auch ganz schön rein, denn plötzlich bremst man auf moderate Fallgeschwindigkeit ab. Je nachdem, wie die Thermik ist […], kommt man unten mit unterschiedlichem Tempo an.“

Über Gegenwind in der Luft …

„Gegenwind gibt Auftrieb und ist nützlich – nur bei Flaute fällt man ungebremst runter. Auch im übertragenen Sinn: Man behauptet sich bei Gegenwind, man kämpft gegen ihn, man muss ihn überwinden und seine Auftriebskräfte nutzen.“

und in der Politik

„Meine Karriere war immer eine Achterbahn. Bei der Achterbahn ist ja grundsätzlich das Schöne, dass man weiß: Nach der nächsten Kurve geht es wieder aufwärts. Und bislang ging es bei mir nach einer Abwärtskurve jedes Mal wieder hoch. Man muss nur hochkommen wollen. Momentan ist das allerdings für mich wirklich eine Schussfahrt. Menschlich ist es gut zu merken, dass man ein solches Desaster zusammen mit der Familie überwinden kann. Trotzdem kann es sein, dass ich diesmal konstatieren muss: Das war’s.“

Über die Zukunft des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle

„Da gibt es doch Verzweiflung darüber, dass ich nicht mehr da bin. Ich habe nicht bloß ausgeteilt, sondern programmatisch immer wieder neue Vorschläge gemacht – aber was hört man jetzt von der FDP? Nichts! Doktor Westerwelle fehlt eben sein Antreiber. Er treibt ja nichts, wenn er nicht angetrieben wird. Hätten diese Idioten – Entschuldigung, diese wenig bewusst handelnden Menschen im FDP-Präsidium – nicht in der letzten Woche vor der Bundestagswahl die Nerven verloren, hätten wir zwar keine 18 Prozent bekommen, aber die FDP wäre heute natürlich Regierungspartei. Mit der Ironie der Geschichte, dass Westerwelle heute Außenminister wäre. Nun wird er das nie mehr werden – seine Zeit ist vorbei, ohne dass er es weiß.“