Alkohol bleibt Jugenddroge Nummer eins

Drogenbeauftragte legt Suchtbericht vor: Alcopops bei Jugendlichen beliebter als Bier. Zahl der Rauschgifttoten sinkt

BERLIN dpa/taz ■ Die Zahl der Drogentoten ist 2003 auf den niedrigsten Stand seit 1989 zurückgegangen. Zugleich nahm der Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen, vor allem bei Mädchen, stark zu. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, kündigte gestern den verstärkten Kampf gegen die Abgabe legaler Drogen wie Tabak und Alkohol an Heranwachsende an. Dazu hat die Bundesregierung bereits einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die bei Jugendlichen beliebten Alcopops (alkoholhaltige Mixgetränke) mit einer Sonderabgabe belegt und Kleinpackungen bei Zigaretten verbietet.

Insgesamt starben 2003 in Deutschland 1.477 Menschen am Konsum illegaler Drogen. Das waren 2,4 Prozent weniger als 2002, geht aus dem von Caspers-Merk gestern vorgelegten neuen Drogen- und Suchtbericht hervor. Im Jahr 2002 hatte es in Deutschland 1.513 Drogentote gegeben, im Jahr des Mauerfalls 1989 knapp 1.000. Der Höchststand war 1991 mit 2.125 Toten erreicht. Seit dem Jahr 2000 sind die Zahlen rückläufig. Dies führt die Drogenbeauftragte auf bessere Aufklärung und Therapieangebote zurück. Bei den Rauschgifttoten waren Aussiedler mit zehn Prozent Anteil deutlich überproportional vertreten.

„Besonders erschreckend“ nannte Caspers-Merk die Entwicklung beim Alkoholkonsum junger Menschen. Die Zahl der mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebrachten Jugendlichen nahm innerhalb von drei Jahren um gut ein Viertel zu. Etwa die Hälfte davon seien Mädchen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren. Auf 1.000 Jugendliche kommt pro Jahr etwa eine Alkoholvergiftung. Die Alcopops hätten in der Jugendszene dem Bier inzwischen den Rang abgelaufen, so die Drogenbeauftragte.

Caspers-Merk bedauerte, dass in der Debatte über die Risiken so genannter harter und weicher Drogen übersehen werde, dass die weitaus größte Zahl von Todesfällen auf den Konsum von Tabak (110.000 Tote) und Alkohol (mehr als 40.000 Todesfälle) entfalle. Sie wandte sich aber auch dagegen, die Gefahren durch Cannabis-Produkte (Haschisch) zu bagatellisieren. Jeder vierte Erwachsene in Deutschland hat schon mal Cannabis konsumiert, Kokain hingegen nur jeder 30. und Ecstasy nur jeder 40. der Befragten.

Caspers-Merk plädierte dafür, Schulen zum rauchfreien Raum zu machen. „Nichtrauchen muss der Normalfall werden“, warb Caspers-Merk. Nach wie vor sei Rauchen „das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko“. BD

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