Bahnkatastrophe in Nordkorea

Mutmaßlich 3.000 Tote nach Zusammenstoß zweier Züge im Bahnhof von Ryonchon. Neun Stunden vorher fuhr Diktator Kim Jong Il vorbei. Regierung verhängt Notstand

SEOUL afp/rtr ■ Bei einem der schwersten Zugunglücke der vergangenen Jahrzehnte sind in Nordkorea rund 3.000 Menschen getötet oder verletzt worden. Nach Berichten südkoreanischer Medien kollidierten gestern am Bahnhof von Ryongchon 50 Kilometer südlich der Grenze zu China zwei mit Treibstoff beladene Züge. Durch die Wucht der anschließenden Explosion sei der Bahnhof komplett zerstört worden. Die kommunistische Führung in Pjöngjang verhängte laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap den Notstand über die Region.

Einer der Züge habe Benzin, der andere Flüssiggas transportiert, meldete Yonhap unter Berufung auf chinesische Angaben. Die Zahl der Opfer könne in die tausende gehen. Ein ranghoher südkoreanischer Regierungsvertreter bestätigte, dass sich in Nordkorea eine gewaltige Explosion ereignet habe. Näheres sei noch nicht bekannt.

Auch ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Seoul erklärte laut Yonhap, Ursache und Art der Explosion seien noch unklar, über die Opfer lagen ebenfalls keine offiziellen Angaben vor. Yonhap zufolge waren die internationalen Telefonverbindungen in die Unglücksregion im Nordwesten des Landes unterbrochen. Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang mit der China-Reise von Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il gab es zunächst ebenfalls keine. Sein Zug hatte den Bahnhof etwa neun Stunden vor dem Unglück passiert.

Nordkoreanische Medien berichteten gestern nicht über die Zugkollision, wohl aber über den dreitägigen China-Besuch Kims. Er hatte sich in China zu Beratungen über den Atomstreit seines Landes vor allem mit den USA und über Wirtschaftsreformen aufgehalten. Er nutzt bei Auslandsreisen nie das Flugzeug.

Bewohner in Pjöngjang berichteten per Telefon, die Lage in der Hauptstadt sei normal. Das Fernsehen sende Musik, vor allem Militärmärsche – das übliche Abendprogramm.