horákovás coup
: Plumpe Kabale

Selbstverständlich. Es ist legal, es ist legitim, was die Kultursenatorin tut, und damit soll sich die Öffentlichkeit gefälligst zufrieden geben. Tatsächlich ist es ein verständliches Interesse jeder gewählten Regierung, Gremien in ihrem Sinne zu besetzen.

Kommentarvon PETRA SCHELLEN

Frappierend am Coup der Senatorin, die gestern zehn Aufsichtsratsmitglieder von Schauspielhaus, Thalia Theater, Staatsoper und Deichtorhallen austauschte, ist daher nicht, dass sie unbequeme Kandidaten durch senatsnahe ersetzte. Auch an Horákovás Überrumpelungstaktik hat man sich inzwischen gewöhnt.

Irritierend ist aber, dass sie sich zunehmend als Judas geriert, indem sie Kulturfachleute durch Management- und Steuerberater ersetzt, die – Insidern der Kulturszene sämtlich unbekannt – jedem Personalvorschlag der Senatorin folgen dürften.

Horáková scheint zu vergessen, dass sie nicht als Financière, sondern als femme de culture berufen wurde: Warum agiert sie päpstlicher als der Papst, anstatt von den Kulturschaffenden das zu lernen, was ihr selber fehlt: Die Fähigkeit, fair zu streiten, unter Inkaufnahme der Tatsache, dass ein Votum – etwa über die Nachfolge des Schauspielhaus-Intendanten Tom Stromberg – einmal nicht nach ihrem Gusto verläuft?

Doch nein, sie möchte lieber eine Schar von Buchhaltern um sich sammeln, die ihr das ersparen. Unbegreiflich übrigens, dass sich die Aufsichtsrats-Neuzugänge dafür hergeben: Für solch plumpe Kabale wäre sich sogar Louis XIV zu schade gewesen.

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