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: Drinnen, draußen und ganz weit draußen

Über die Menschen im Sommer und wie sie außer sich geraten

Im Sommer ist es meist schön warm, und wenn es warm ist, drängt es den modernen Menschen oft nach draußen. Das Draußen ist dabei allerdings im Gegensatz zum Drinnen ein sehr weites Feld, weshalb es sich zur genaueren Bestimmung anbietet, es je nach Entfernung zum Drinnen in verschiedene Kategorien der Äußerlichkeit zu unterteilen.

So ist zum Beispiel ein Balkon zwar eher draußen als drinnen – aufgrund seines direkten Anschlusses zum Drinnen ist er jedoch nur bedingt draußen, quasi-draußen sozusagen. Ähnlich verhält es sich mit Terrassen und auch Dachterassen, wobei hingegen Dächer ohne Terrassen und ohne direkten Wohnungsanschluss im Gegensatz zur Dachterrasse ganz draußen sind.

Ebenso sind Caféterrassen sowie auch anderen Erscheinungsformen der Bürgersteiggastronomie als ganz draußen zu klassifizieren, selbst wenn sie über einen direkten Anschluss zu einem Restaurationsinneren verfügen sollten. Denn bei der entscheidenen Entfernung zum Drinnen ist das jeweils eigene Drinnen, also die eigenen Wohnung gemeint und nicht das Drinnen, das der ganz draußen befindlichen Örtlichkeit anhängt.

Neben dem Quasidraußen (Balkone, Terrassen, Dachterrassen) und dem Ganzdraußen (Caféterassen, Dächer) lassen sich jedoch die beliebtesten Naherholungsziele des Sommers in der Regel als weit draußen klassifizieren. Zum Weitdraußen zählen unter anderem Gärten, Seen, Flussufer, Strände, Freibäder und Parks. Das Weitdraußen ist dabei weiter draußen als ganz draußen, weil beim Weitdraußen nicht nur die geografische Entfernung entscheidend ist, sondern auch die grundsätzliche Unterschiedlichkeit zum Drinnen.

Orte, die als weit draußen zu beschreiben sind, zeichnen sich durch ihre Nähe zur Natur aus, sie verfügen über Wasser, Gräser, Blumen und Gebüsch und werden vornehmlich von Menschen frequentiert, die genau eben diese Nähe zur Natur schätzen. Da der Wunsch zur Nähe zur Natur bei manchen dieser Menschen allerdings ein Verhalten begünstigt, das eine demonstrative Natürlichkeit zum Ausdruck bringen möchte, kann es dazu kommen, dass diese Menschen derart weit aus sich herausgehen, dass sie nominell bald ebenso weit draußen sind, wie der Ort, an dem sie sich befinden. Manchmal allerdings gehen sie so weit aus sich heraus, dass man meint, sie wähnten sich ganz drinnen, in der Wohnung; oder dass man hoffte, sie täten nur ganz drinnen, was sie nun weit draußen tun. Doch dieses Thema mal beiseite.

Das übliche Außer-sich-Sein ähnelt einer Art des Nicht-ganz-bei-sich-Seins, die mit dem Weit-Draußen-Sein eines weit draußen befindlichen Ortes qualitativ nicht viel verbindet. Zu Menschen, die ihr Nicht-ganz-bei-sich-Sein pünktlich zum Beginn der Sommersaison weit draußen zelebrieren, zählen unter anderem Bongospieler, Didgeridoobläser, Trommler, die sich in Trommelgruppen zum gemeinsamen Trommelspiel treffen, Pantominen, Schattenboxer, Jongleure und andere Gaukler aller Art.

Das Gaukeln ist in diesem Zusammenhang eine Unsitte, die auf der weit verbreiteten Fehlannahme beruht, dass Gaukeleien Ausdruck einer nicht entfremdeten Freizeitbeschäftigung sind, mit der der Gaukler zeigt, wie sehr er in sich ruht. Tatsächlich handelt es sich bei der öffentlichen Gaukelei mehr oder weniger um plumpen Exhibitionismus, mit der der Gaukler zur Schau stellt, dass er wenigstens etwas kann, egal, wie sinnlos es auch ist. Davor bleibt einem nichts anderes übrig, als die gnädig Augen zu verschließen, weit draußen im Sommer im Park.

HARALD PETERS