Kännchen Kaffee

„Gala“ feiert ihren zehnten Geburtstag. Damit war nicht zu rechnen, und für die Zukunft droht neue Konkurrenz auf einem hart umkämpften Markt

VON JÖRG SCHALLENBERG

Leute! Erinnert sich noch jemand an das Magazin Leute? 1977 warf der Verlag Gruner & Jahr (G & J) die gehobene Klatschillustrierte auf den Markt, um sie mangels Käufern nach elf Ausgaben wieder einzustellen. 17 Jahre dauerte es danach, bis G & J einen neuen Versuch wagte. 1994 erschien Gala, die laut Werbung ein inhaltlich wie optisch hochwertiges People-(also Leute-)Magazin darstellte, das sich an amerikanischen Glamour-Postillen wie Vanity Fair messen sollte.

Unglücklicherweise wirkte das Ergebnis wie eine Mischung aus Journal für die Frau und Frau im Spiegel und verfehlte die in einem Anflug von Größenwahn angepeilte Auflage von einer halben Million glatt um die Hälfte. Im Verlag war das Projekt sowieso umstritten, das Ende schien absehbar. Es durften Wetten abgeschlossen werden: Würde Gala über elf Ausgaben schaffen?

Seit gestern liegt nun die Jubiläumsausgabe zum zehnjährigen Bestehen in den Regalen – oder hat zumindest dort gelegen. Wenn man sich das festlich in rot und gold leuchtende Heft kaufen will, findet man auf dem Verkaufsplatz (nicht zu verfehlen, immer gleich neben Bunte) meist nur noch eine leere Fläche. Die Auflage, meldet G & J dazu stolz, ist im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent auf solide 360.000 Exemplare angestiegen. Es sieht nach diversen Relaunches und gefeuerten Chefredakteuren ganz danach aus, als habe es Gala geschafft. Und dafür: Herzlichen Glückwunsch!

Denn der breite Markt der Frauen- und Klatschzeitschriften zwischen Das Goldene Blatt und Amica ist nach wie vor so hart umkämpft wie kein zweiter. Ein geradezu absurdes Duell lieferten sich gerade die Verlage Bauer und Burda: Um Burdas Freizeit Revue zu attackieren, brachte Bauer ein noch etwas anspruchsloseres Heftchen namens Freizeitwoche heraus – was wiederum die Verantwortlichen bei Burda veranlasste – durch die Redaktion der Freizeit Revue – in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ein weiteres Blatt namens Freizeitspaß aus dem Boden zu stampfen.

Jetzt liegen alle drei nebeneinander am Kiosk, und zwar jeweils mit einer Auflage von über einer Million, was einiges über die Überdrehtheit, aber auch über die Dimensionen des hiesigen Yellow-Press-Marktes aussagt.

Gala spielt indes mit seiner aufwändigen Aufmachung, den glänzend inszenierten Fotostrecken und dem Bemühen um einen halbwegs seriösen Journalismus in einer anderen Liga, doch auch der Jubilarin droht Gefahr. In Köln bastelt, so ist zu hören, bereits der Bauer-Verlag an einem neuen People-Blatt, das sich in bedrohlicher Nähe positionieren soll. Sollte neue Konkurrenz drohen, dann müsste man sich bei Gala möglicherweise entscheiden, wo das Leute-Magazin stehen will. Obwohl mit Peter Lewandowski ein ehemaliger Playboy-Chefredakteur für den Inhalt verantwortlich ist, umströmt Gala immer noch eher der Geruch von Eduscho-Kaffee als die Champagner-Wolken eines rauschenden Festes. Das Biedere und Betuliche ist an der Zeitschrift haften geblieben wie die naturgesetzmäßig auf den letzten 20 Seiten ewig gleich langweilig abgeblitzten Frontal-Porträtfotos von den roten Teppichen dieser Welt.

Auf der anderen Seite verzichtet man bei Gala bewusst auf den aggressiveren Paparazzi-Stil des momentanen Hauptgegners Bunte, kann sich aber auch nicht dazu durchringen, soviel Anspruch oder Mut ins eigene Blatt zu packen, sich von der äußerlich sehr ähnlich aufgemachten Frau im Spiegel entscheidend abzusetzen. Die nächsten zehn Jahre, so lässt sich vermuten, werden für Gala noch härter werden.