Suche nach Zuversicht in Afrika

Auf dem jährlichen Afrika-Wirtschaftsforum sind die meisten Delegierten Optimisten – aber sie warten weiter auf Taten

JOHANNESBURG taz ■ Stärkere Unterstützung aus Europa und mehr Eigenverpflichtung aus Afrika zur Entwicklung des Kontinents haben führende afrikanische Politiker und Geschäftsleute auf einem Wirtschaftsgipfel in Südafrikas Hafenstadt Durban gefordert, der heute zu Ende geht. Etwa 650 Delegierte aus aller Welt sind zu dem dreitägigen Gipfel zusammengekommen, den das im schweizerischen Davos ansässige Weltwirtschaftsforum jedes Jahr in Südafrika organisiert.

Mit dem Abschluss des Treffens hochrangiger Wirtschaftsbosse und Investoren am heutigen Freitag sollen nach den Vorstellungen der Veranstalter klarere Richtlinien für die Umsetzung des neuen panafrikanischen Entwicklungsprogramms „Nepad“ (Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung) vorliegen, zu dessen Unterstützung sich die führenden Industrienationen vor zwei Wochen beim G-8-Gipfel im französischen Evian zum wiederholten Male verpflichtet hatten – allerdings ohne neue Investitionszusagen zu machen.

Laut Haiko Alfeld, Afrika-Direktor des Weltwirtschaftsforums, sind 80 Prozent der Delegierten in Durban zuversichtlich mit Blick auf das Wachstumspotential Afrikas. Aber 70 Prozent sind der Meinung, Nepad finde zu wenig Zuspruch. Dabei sei der Handlungsbedarf auch innerhalb Afrikas dringend: Nur zwei Prozent ausländischer Direktinvestitionen weltweit floß in den vergangenen Jahren nach Afrika, und ein Großteil des afrikanischen Kapitals befindet sich gar nicht auf dem afrikanischen Kontinent.

Forumsvorsitzender Klaus Schwab warnte auf dem Gipfel, dass internationale Deflation und wirtschaftliche Stagnation das Ziel unterwanderten, die steigende Armut in Afrika zu bekämpfen. Er bezweifelte, ob die reichen Industrienationen bereit seien, das Thema ihrer landwirtschaftlichen Subventionen konkret anzugehen. Die USA und Europa subventionieren ihre Farmer täglich mit einem Betrag von einer Milliarde US-Dollar – eine europäische Kuh ist dadurch rechnerisch reicher als der Durchschnittsafrikaner.

Besonders die Nepad-Ziele der „guten Regierungsführung“ (good governance) und des Kampfs gegen Korruption in afrikanischen Ländern wurden auf dem Gipfel diskutiert. Das Forum vergab nach einer Untersuchung von 21 afrikanischen Ländern den ersten Platz in einer Rangliste „gute Regierungsführung“ an Botswana, gefolgt von Tunesien, Gambia und Südafrika. Nigeria und Tschad schnitten am schlechtesten ab. Simbabwe ist mit einer der größten Delegationen auf dem Gipfel vertreten, doch offiziell wird die Situation des Landes nicht diskutiert. Auf den Korridoren im Konferenzzentrum ist es jedoch Thema Nummer eins. Denn die Krise in Simbabwe ist für die Entwicklung des südlichen Afrika ein Hindernis und schürt Misstrauen bei Investoren.

Als größte Bedrohung für Afrikas Entwicklung sehen viele Gipfelteilnehmer jedoch nicht die Krise einzelner Länder, sondern die Ausbreitung von HIV/Aids. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation leben 28 Millionen der 40 Millionen weltweit mit dem HI-Virus infizierten Menschen in Afrika südlich der Sahara, und die tödliche Krankheit wird in den kommenden Jahren große Verluste bei den produktiven Arbeitskräften hervorrufen.

MARTINA SCHWIKOWSKI