Israel will Hamas liquidieren

Israelische Regierung ordnet Vernichtung der radikalislamischen Hamas an. Hubschrauber fliegen neue Angriffe im Gaza-Streifen. Dutzende Tote und Verletzte. Hamas droht neuen Terror an

JERUSALEM taz ■ Einen Tag nach dem Bombenanschlag in Jerusalem, bei dem ein Selbstmordattentäter 16 Menschen mit in den Tod riss, hat die israelische Regierung gestern entschieden, die Exekutionen von palästinensischen Extremisten fortzusetzen. Laut Radioberichten hat die Armee Anweisung erhalten, die Hamas „mit allen Mitteln zu zerstören“. Dazu gehöre die Verfolgung einfacher Aktivisten bis hin zum Hamas-Gründer Scheich Achmad Jassin. Beim dritten israelischen Luftangriff auf Gaza innerhalb von 24 Stunden wurden gestern Mittag 7 Menschen getötet, wie palästinensische Krankenhausärzte mitteilten.

Unter den Todesopfern befinden sich zwei Kinder sowie zwei ranghohe Hamas-Mitglieder. 40 Personen seien verletzt worden. Israelische Kampfhubschrauber hätten gezielt ein Auto in Gaza beschossen. Als Passanten die Insassen bergen wollten, sei eine vierte Rakete eingeschlagen. Bereits am Vortag und in der Nacht zum Donnerstag waren 11 Palästinenser bei Hubschrauberangriffen in Gaza getötet und 25 zum Teil schwer verletzt worden.

„Wenn ich mich zwischen dem Kampf gegen den Terror und der Unterstützung von Abu Masen [palästinensischer Premierminister] entscheiden muss, wähle ich die erste Option“, resümierte Israels Premierminister Ariel Scharon am Donnerstag vor dem Kabinett in Jerusalem. „Ich werde nicht darauf warten, bis diesem Küken Flügel gewachsen sind.“ Diese Angelegenheit habe er auch „den Amerikanern verdeutlicht“. Allerdings wolle Scharon seine Bemühungen fortsetzen, um den eingeleiteten Friedensplan umzusetzen.

US-Präsident George W. Bush hatte den versuchten Mordanschlag an Hamas-Sprecher Abdelasis Rantisi am Dienstag scharf verurteilt. Israel streitet eine Verbindung zwischen dem versuchten Mord in Gaza und dem Attentat in Jerusalem ab. Die Hamas hätte den Terroranschlag „bereits Tage zuvor geplant“, hieß es.

Justizminister Tommi Lapid (Schinui) zeigte sich erbost, über den geplanten Mordanschlag auf Hamas-Führer Rantisi nicht informiert gewesen zu sein. „Als Vizepremierminister und Koalitionspartner muss ich nicht erst aus dem Fernsehen“ darüber erfahren, meinte Lapid.

Palästinenserpräsident Jassir Arafat rief dringend zu einem Ende der Gewalt auf beiden Seiten auf. Dessen ungeachtet kündigte die Hamas eine Fortsetzung der Vergeltungsanschläge an und forderte alle Ausländer auf, das Land sofort zu verlassen.

SUSANNE KNAUL

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