lokalkoloratur

Es kann den Härtestgesottenen treffen. Plötzlich, man meint es kaum, rinnt ihm eine Träne ans Revers. Unverwandt schaut er auf die bald zu verlassene Stätte seines Wirkens. Tjaja. Abschiede verlaufen immer in Stufen, das wusste schon Hermann Hesse. Und kein Psychologe wird ernsthaft die Notwendigkeit von Trauerarbeit bestreiten. Das können auch die scheidenden Kammerspiel-Intendanten Ulrich Waller und Ulrich Tukur bestätigen: Als „wichtige Abschiedsarbeit“ haben die beiden, die nach siebenjähriger Kammerspiel-Leitung in der kommenden Spielzeit ans St. Pauli Theater wechseln, ihr gestern präsentiertes Kompendium „Nichts als Theater – Die Geschichte der Hamburger Kammerspiele“ bezeichnet. Nichts zu tun hat dies natürlich mit dem jahrelangen Streit Wallers mit Kammerspiel-Erbpächter Jürgen Hunke, der das Haus derzeit in einen Beton-und-Glas-Klotz verwandelt. Absurd auch der Gedanke, dass die Intendanten Hunke so doch noch zu überdauern trachten; schließlich ist Papier wesentlich vergänglicher als Stein. Oder? „Auf diese Weise bleiben wir den Kammerspielen für immer erhalten“, so Waller gestern. Mit elfengleichem Lächeln des Triumphs. PS