Erziehungstipps
: Falsches Signal

Fachlich gesehen hat die Senatorin wohl recht. Es ist für Eltern viel besser, man hilft ihnen, ihre Probleme selber zu lösen, als wenn sie in Abhängigkeit professioneller Helfer verhaftet bleiben. Trotzdem setzt Birgit Schnieber-Jastram mit ihrem „Hamburger Weg“ ein falsches Signal. Es ist nicht das befürchtete „Frauen zurück an den Herd“, es ist eher ein „Selbst schuld, fasst euch an die eigene Nase, statt euch beim Staat über fehlende Kita-Plätze und Lehrer zu beschweren“.

Kommentarvon KAIJA KUTTER

Über diese Themen, die die Eltern dieser Stadt beschäftigen, verlor die Familiensenatorin gestern kein Wort. Sie ist eine Königin ohne Land, weil ihr zum Beispiel mit der Zuständigkeit für Kindertagesbetreuung ein wichtiges Standbein genommen wurde. So reicht ihr familienpolitisches Konzept über bunte Farbtupfer nicht hinaus. Die wichtigen Fragen indes bleiben unbeantwortet.

Familien kommen zumeist nur am kulturell verödeten Stadtrand unter, weil andernorts die Mieten zu hoch sind. In monofunktionellen Wohngegenden halten Mütter das Zuhausebleiben schon allein deshalb nicht aus, weil es viel zu langweilig ist. Eine kinderfreundliche Stadt bräuchte zudem eine neue Verkehrspolitik, die Kindern Freiraum für Bewegung lässt.

Sie bräuchte mutige Visionen, wie die, dass Kinder eines Tages wieder auf der Straße spielen. Und solange das nicht geht, einen Platz in der Kita, wo Einzelkind andere Kinder trifft.

Aber darum ging‘s ja gestern nicht.