Gaza-Demonstration
: Unter der falschen Flagge

Tausende Menschen haben gegen den israelischen Angriff auf den Gaza-Streifen demonstriert. Das ist ohne weiteres nachzuvollziehen. Dass die meisten von ihnen unter der Flagge des Islam protestierten, ist verwunderlich und gibt Anlass zu Besorgnis.

KOMMENTAR VON GERNOT KNÖDLER

Die Demonstration hatte trotz klarer politischer Botschaft ein deutlich religiöses Gepräge: Der Rat der islamischen Gemeinden, Schura, rief mit dazu auf. Es waren Fahnen mit dem muslimischen Glaubensbekenntnis zu sehen. Viele riefen „Allahu akbar“ – Gott ist unvergleichlich groß. Die Auskunft, es sei die Pflicht der Muslime, Glaubensbrüdern und -schwestern beizustehen, ist unbefriedigend – obwohl meist nachgereicht wurde, natürlich gelte es, alle Menschen vor Ungerechtigkeit zu schützen.

Der Konflikt um den Gaza-Streifen und um ganz Palästina ist ein Kampf um Land und um Lebensmöglichkeiten. Selbst wenn wir ihn als Streit zwischen Israelis und Palästinensern lesen, hat er im Grunde nichts mit der Religion zu tun – schließlich gibt es auch Israelis und Araber, die nicht an Gott glauben.

Sicher: Der jüdische Staat im Nahen Osten wurde unter Rückgriff auf die Bibel gegründet. Fundamentalistische Juden rechtfertigen den Landraub an Palästinensern mit ihrem Glauben. Doch wer sich auf das Spiel einlässt, den Konflikt religiös aufzuladen, verschärft ihn.