Exoberst in Belgrad verhaftet

BELGRAD taz ■ Sondereinheiten der serbischen Polizei haben gestern in Belgrad den ehemaligen Oberst der jugoslawischen Armee Veselin Sljivancanin festgenommen. Sljivancanin ist vom UN-Tribunal für Kriegsverbrechen in Den Haag für den 1991 bei Vukovar verübten Mord an über zweihundert kroatischen Zivilisten angeklagt. Die Aktion dauerte fast zehn Stunden. Mehrere hundert Menschen blockierten das Haus, in dem sich Sljivancanin verbarrikadiert hatte, und lieferten der Polizei eine Straßenschlacht. Dabei wurden dutzende von Menschen verletzt, darunter rund fünfzig Polizisten. „Die Routineaktion dauerte so lange, weil die Polizei unbedingt Opfer vermeiden wollte“, erklärte Innenminister Dusan Mihajlovic. Der steckbrieflich gesuchte Sljivancanin befand sich seit Monaten auf der Flucht. Nach Belgrad kam er, um seinen fünfzigsten Geburtstag mit seiner Familie zu feiern. Von Sljivancanins Übergabe an das Tribunal hatten die USA Finanzhilfen für Serbien in Höhe von 115 Millionen Dollar abhängig gemacht und eine Frist bis zum 15. Juni gesetzt. Zwei frühere Offiziere der jugoslawischen Armee, die wegen des Massakers an kroatischen Zivilisten bei Vukovar angeklagt sind, befinden sich schon in der Haft des Haager UN-Tribunals. ai