Ehe zweiter Klasse

Asadullah Sadat ist deutscher Staatsbürger. Sein Pech: Er hat seine Frau bei einem Heimatbesuch kennengelernt

Mit dem neuen Zuwanderungsgesetz von 2007 ist der so genannte „Ehegatten-Nachzug“ verschärft worden. Für ausländische Ehepartner von deutschen Staatsbürgern gilt seitdem, dass sie sich „auf einfache Art in deutscher Sprache verständigen“ können müssen. Als Nachweis erkennt das Auswärtige Amt in der Regel nur die Prüfung an einem Goethe-Institut an. Die Bundesregierung gab damals an, durch das Gesetz „Zwangsverheiratungen vermeiden“ zu wollen. Für Ehepartner aus „befreundeten Staaten“ gelten allerdings Ausnahmen. TAZ

Im Büro der Autowerkstatt, in dem Asadullah Sadat seine Geschichte erzählt, liegen Handzettel einer Hamburger Moschee aus. Vielleicht ist es eine Moschee, in der der Krieg der Kulturen gepredigt wird. Vielleicht würde Asadullah Sadat seine Frau, könnte er sie denn nach Deutschland holen, in der Wohnung einsperren. „Vielleicht würde ich sie mit einem Feuerzeug quälen, diese Geschichten kenne ich“, sagt er.

Vielleicht aber ist es auch so, wie er erzählt. Dass er seine Frau bei einem Heimatbesuch kennengelernt hat, dass er sie wollte und „sie ‚ja‘ gesagt hat“. Vor zwei Jahren haben sie geheiratet, doch in Hamburg, wo Sadat lebt, seit er 18 ist, und wo er als Zahntechniker arbeitet, ist seine Frau bisher nicht angekommen.

Sadats Familie und seine Frau sind Afghanen, doch sie leben im pakistanischen Grenzgebiet. Zuerst gab es Probleme mit einem Stempel, den das afghanische Konsulat in Peschawar in die Heiratsurkunde der Sadats gesetzt hatte, obwohl es nach Ansicht der deutschen Botschaft in Islamabad dazu nicht berechtigt war.

Als die Stempelfrage geklärt war, hatte sich das Zuwanderungsgesetzt verschärft. Ehegatten mussten nun Deutschkenntnisse nachweisen. „Meine Frau ist Analphabetin“, sagt Sadat. „Wie soll sie die Prüfung schaffen?“

Das nächste Goethe-Institut in Islamabad wäre nicht nur eine Tagesreise entfernt, sondern auch fremdes Territorium: Sadats Frau spricht nur Urdu, nicht Paschtu. Um ihrem Mann nach Deutschland zu folgen, müsste sie es schaffen, als Analphabetin in einer fremden Sprache Deutsch zu lernen.

„Wenn die Sache zu kompliziert wird, gehen wir nach London“, sagt Sadat. Als deutscher Staatsbürger wäre das für ihn kein Problem, und seine Frau müsste keine Sprachprüfung ablegen. „Ich müsste eben noch einmal von vorne anfangen“, sagt Sadat. Er habe sich umgehört. Für Zahntechniker sehe es in London derzeit schlecht aus. WIE