Muntermacher kam aus Berlin

FDP applaudiert Westerwelles Farbenlehre: Grün ist Arbeitslosigkeit, Schwarz-Grün eine Bedrohung und die FDP die dritte Kraft im Land. Das Landesduo Pinkwart und Wolf blieb farblos

AUS HAGEN ELMAR KOK

Bunt wurde der Landesparteitag der FDP in Hagen erst mit Guido Westerwelle: „Arbeitslosigkeit hat eine Farbe, Arbeitslosigkeit ist grün“, tönte der FDP-Bundesvorsitzende und wedelte mit einem schwarz-grünen Schild. Auch für den WDR hatte erst Westerwelle eine Antwort: Der Landesfunk hatte gemeldet, die FDP wolle dritte Kraft in NRW werden. Tapfer widersprach Westerwelle dem Radiosender: „Wir sind im Bund und im Land die dritte Kraft.“ Dann würzte er seinen Auftritt mit militanter Rhetorik: “Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Grünen aus der Regierung zu schießen!“ Zum ersten Mal gerieten die Delegierten ein wenig in Stimmung – Westerwelles Vorrednern Andreas Pinkwart und Ingo Wolf war dies nicht vergönnt gewesen.

„Mit diesem Parteitag ist die Beschäftigung mit uns selbst abgeschlossen“, beschloss Muntermacher Westerwelle und blies ins Horn: „Das ist eine Angriffsansage!“ – die Landtagswahlen 2005 in NRW seien Vorwahlen für die rot-grüne Bundesregierung: „Wenn Düsseldorf im nächsten Jahr fällt, dann fällt rot-grün nicht erst 2006 in Berlin, sondern schon vorher.“

Doch nach den müden Auftritten des wiedergewählten Landesvorsitzenden Pinkwart und vom Fraktionschef und designierten Spitzenkandidaten Wolf stehen die Chancen eher mau. Pinkwart, der auf dem Parteitag ohne Gegenkandidat mit 307 von 382 Stimmen wieder gewählt wurde, bedankte sich für die Wahl mit artigen Verbeugungen: „Sie haben mir für die nächsten zwei Jahre großartigen Kredit gegeben“.

Mit seiner farblosen Auftaktrede hatte er den Vorschuss schon fast verspielt. Pinkwart versuchte sich an Gags wie den über „Frau Ursula Quängelen-Keifer“ und liberalen Plattitüden: „Stillstand ist Rückschritt“. Schließlich holte er sich mit den Worten „Ich möchte mit Ingo Wolf in die Landtagswahl ziehen“ den Spitzenkandidaten ans Rednerpult. Während Pinkwart weiter redete, blieb Spitzenkandidat Wolf wie ein Schuljunge an der Tafel am Pult stehen und wusste nicht wohin mit seinen Händen. Nach drei Minuten hatte Pinkwart ein Einsehen und nickte Wolf zurück auf seinen Platz.

Als Wolf, der designierte NRW-Spitzenkandidat, dann zur Mittagszeit auftreten durfte, hatte der Bericht des Schatzmeisters Paul Friedhoff über 1,6 Millionen Schulden nach der Möllemann-Spendenaffäre schon viele Gäste an das warme Buffet getrieben. „Der grüne Fortschritt ist eine Schnecke, die auch noch rückwärts kriecht“ sagte Wolf dann in den spärlich gefüllten Saal: „Man muss auch mal Flagge zeigen, wenn es in der Küche mal etwas heißer wird“ – viele FDP-Delegierte ließen es sich derweil schmecken.