Der Kettenraucher steht auf Gegenwind

Die Fluppen-Affäre will der Freidemokrat Friedrich Wilke mit Humor meistern. Mit ganzer Kraft setzt sich der Informatiker jetzt für seinen allergrößten politischen Wunsch ein: Die Einführung von Studiengebühren

HAGEN taz ■ Bekannt wurde der FDP-Landtagsabgeordnete Friedrich Wilke mit einem Laster: Wilke raucht gern zollfreie Zigaretten. Doch vier Wochen nach der Polenreise nimmt der 60-jährige die „Fluppen-Affäre“ mit Humor: „Im Landtag lachen wir darüber“, sagt Wilke. Seiner Partei scheint das Lachen noch nicht so leicht zu fallen.

Die sechs Stangen für den Eigenbedarf sind auch Thema auf dem Landesparteitag in Hagen. Zur allgemeinen Aussprache ereifert sich ein Delegierter gegen die Einkaufstour nach Polen: Eine Partei wie die FDP müsse das Recht besonders penibel auslegen. Das Verhalten der Landtagsfraktion sei eines Kegelvereins würdig gewesen, nicht aber einer liberalen Landtagspartei, die für den liberalen Rechtsstaat eintrete.

Im Saal Gegenwind, im Gespräch macht Wilke dann aus seiner Not eine Tugend: Seit jeher sei er ein Freund des politischen Streites. „Wir präsentieren uns viel zu sehr als monolithischer Block“, sagt der Gummersbacher: „Ich bin drei Jahre lang lieb gewesen, aber damit ist jetzt Schluss“.

Der Informatiker ist auf der Flucht nach vorn, seine neue Bekanntheit will er nun ummünzen in Aufmerksamkeit für seine politischen Ziele. Seit den 1970er Jahren kämpft Wilke für allgemeine Mautgebühren auf den Autobahnen und vor allem für die Einführung von Studiengebühren und die Abschaffung des Berufsbeamtentums. „Das ist dann wahrscheinlich das einzige, was ich nicht mehr erleben werde“, sagt Wilke.

Der Volkswirtschaftler und Informatiker setzt sich für eine leistungsbezogene Entlohnung der Dozenten ein. Und von Studiengebühren erhofft er sich eine Erhöhung der Quote der Arbeiterkinder: Wenn man den Studierenden vorher sage, was ein Abschluss koste, sei es auch den StudentInnen überlassen, wie sie sich ihr Studium einteilen. AbsolventInnen sollten nach ihrem Studium für eine bestimmte Zeit einen bestimmten Prozentsatz ihres Gehaltes zahlen. Wer nicht genug verdiene, solle befreit werden. Das sei sozial im Vergleich zu dem, was jetzt passiere.

Die Verhältnisse an den Hochschulen kennt Wilke aus seiner Zeit als Dekan des Fachbereichs Informatik an der Fachhochschule Köln und der Tätigkeit als Sprecher der Fachhochschulabteilung in Gummersbach. Jetzt würden die aus dem Studium gedrängt, die nebenher arbeiten und Kinder erziehen. „Ich sehe das bei mir an der Uni. Die Leute sind nicht mehr so zahlreich in den Veranstaltungen, da sie nebenher arbeiten.“ Man sollte den Menschen zubilligen, für sich selbst verantwortlich zu sein.

Erst spät kam Wilke zur FDP. 1995, als 51-Jähriger, trat er erstmals als parteiloser Kandidat für die Freidemokraten im Wahlkreis Oberberg-Nord an. Ein Jahr später wurde er FDP-Parteimitglied. Seit Juni 2000 sitzt er für die FDP im Düsseldorfer Landtag. ELMAR KOK