Scharon droht Arafat erneut mit dem Tod

Israelische Minister: Eine Entscheidung über die Ermordung des Palästinenserpräsidenten ist noch nicht gefallen

JERUSALEM afp ■ Die Todesdrohungen des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon gegen Palästinenserpräsident Jassir Arafat sind international einhellig verurteilt worden. US-Außenminister Colin Powell sagte, US-Präsident George W. Bush habe deutlich gemacht, dass er gegen jegliche Angriffe auf Arafat sei. Russland und Frankreich äußerten sich „besorgt“. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin sagte, alle Angriffe auf Arafat müssten unterbleiben. Der palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kurei warnte Israel vor einer „Wahnsinnstat“, die „die ganze Region in den Abgrund reißen“ würde.

Scharon hatte in einem am Freitagabend veröffentlichten Fernsehinterview gesagt, er fühle sich nicht länger an sein vor drei Jahren gegebenes Versprechen gebunden, Arafat nicht anzugreifen. Arafat genieße keine Immunität mehr. Bereits Anfang April hatte Scharon angedeutet, dass Arafat ein mögliches Ziel der Armee sei, und dies später indirekt wiederholt.

Zwei israelische Minister versicherten am Sonntag, eine Entscheidung sei noch gar nicht gefallen: Als die Regierung vor Monaten beschlossen habe, dass Israel Arafat „loswerden“ müsse, sei klargestellt worden, dass zuvor die Zustimmung des Sicherheitskabinetts eingeholt werden müsse, sagte Justizminister Josef Lapid im Rundfunk. Das Gremium habe sich aber noch nicht mit der Frage befasst. Scharon habe die USA unnötigerweise „irritiert“. Die Drohungen seien nicht „operativ“, sagte auch der Minister ohne Geschäftsbereich, Gideon Esra. Der israelische Oppositionsführer Schimon Peres sprach von einem „Fehler“ Scharons. Er warnte vor einer Solidarisierung der Palästinenser mit Arafat.

Kurei rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, „Garantien“ dafür einzuholen, dass Scharon „nicht Arafats Leben gefährdet“. „Jede Wahnsinnstat kann die Region nur in den Abgrund reißen und würde das endgültige Aus für die Friedensbemühungen bedeuten“, hieß es in seiner von der Nachrichtenagentur Wafa veröffentlichten Erklärung. Arafat beschwerte sich bei internationalen Politikern telefonisch über die Drohungen gegen ihn, wie sein Berater Nabil Abu Rudeina sagte.