Neulich samstags in unserem Viertel…

Eines fernen Tages werden Archäologen sich wundern, wenn sie an der Sielwallkreuzung im Steintorviertel buddeln und unter dem Pflaster nicht nur Sand, sondern eine 20 Kilogramm schwere schwarze Eisentruhe finden. Darin ein Paar Schuhe, ein Herz aus Rosenquarz, eine CD, ein Gedichtband, Rosenöl, einige Pfennig- und Lirestücke, Würfel, eine kleine afrikanische Kalebasse, ein Zwei-Mark-Stück und ein Buddha-Kopf. Ein Opfer-Ritual aus dem frühen 21. Jahrhundert? In etwa. Bei der Truhe handele es sich um eine „Glückskiste“, die zur Besänftigung böser Geister unterm „Eck“ dargebracht würde, sagte Ortsamtsleiter Robert Bücking (links, auf der Kiste). Die Gaben stammten von Händlern aus dem Viertel, die derzeit durch die Straßenbahnschienen-Erneuerung eine schwere Zeit durchzustehen hätten. Unter Trompetenklängen versenkten Bücking und Jens Schumacher von den Steintorkaufleuten die Gabe in die „berühmteste Kreuzung Europas“, so Bücking mit gewohntem Understatement, „im Gedenken an die Herren von Nispen, Bortscheller, Schulte und Böse, an die Hohläugigen und alle, die hier leben und sich hier nicht haben vertreiben lassen“. Das Zwei.Mark-Stück hatte einer der „Hohläugigen“ noch schnell mit in die Schatztruhe geworfen.   ube/Foto: Indra Wegener